Kabarettistisches Jahresendzeitprogramm 2020

Das Jahr war anstrengend: unzählige Stunden musste sie sich durch die Öffnungsdiskussionsorgien der Ministerpräsident*innen quälen. Ebenso kräftezehrend wie vergeblich waren ihre Anstrengungen, vor der heranrauschenden zweiten Welle zu warnen.

Aber auch nach einem solchen annus horribilis lässt es sich Angela Merkel alias Christoph Jungmann nicht nehmen, das Kabarettistische Jahresendzeitprogramm zu moderieren. Dieses ehrenamtliche Engagement der Bundeskanzlerin hat eine lange Tradition, die Show kann aber in diesem Jahr natürlich nur digital stattfinden.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt: während sich die potentiellen Nachfolger aus CDU/CSU seit Monaten in einem Kandidaten-Schaulaufen um Kopf und Kragen reden und sich Friedrich Merz nun sogar von Donald Trump coachen lässt, um die schmutzigsten Tricks für das negative campaigning zu lernen, hat sie endlich den einzig würdigen Nachfolger in diesen Pandemie-Zeiten gefunden: Christian Drosten muss übernehmen, nicht nur als Co-Moderator, sondern auch als Kanzler nach der nächsten Bundestagswahl. Zunächst winkt Drosten (Hannes Heesch) ab: zu viele Paper sind zu lesen, zu viele Studien sind zu diskutieren, er hat einfach Besseres zu tun. Nach reiflicher Überlegung lässt er sich aber doch überzeugen, dass er in diesen harten Zeiten der richtige Mann fürs Kanzleramt ist – allerdings nur unter einer Bedingung: an der Spitze der CDU wünscht er sich einen Mann, der das Fernsehstudio von Markus Lanz ebenso gut kennt wie die Abgeordneten-Bänke im Bundestag und die Hörsäle medizinischer Fakultäten. Nur einer kann Drosten den Rücken freihalten, auch wenn er leider das falsche Parteibuch hat. Diese Kröte muss Merkel nun einfach schlucken.

Noch ein Promi wechselt an diesem Abend sein Fachgebiet: Jogi Löw (Bov Bjerg) lässt die EM zwischen Bilbao und Baku Revue passieren, wie er sie sich für diesen Sommer erträumte, muss aber nach der 0:20-Niederlage gegen die Niederländer feststellen, dass seine Talente an anderer Stelle doch wesentlich besser aufgehoben sind. Da die Kultusmininister*innen außer Lüften keine Ideen haben, wie der Schulunterricht auch unter Corona-Bedingungen gerettet werden kann, sind sie sicher froh über den Quereinsteiger, der als Lehrer für Mathe und Sport in Freiburg anfangen will.

Noch bis 24. Januar 2021 ist der Stream des digitalen Jahresendzeitprogramms abrufbar.

Bild: David Baltzer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert