Yellow – The Sorrows of Belgium II: Rex

Mit den blinden Flecken in der belgischen Geschichte möchte sich Luk Perceval in seiner Trilogie „The sorrows of Belgium“ am NT Gent befassen. „Black“, der 1. Teil, zu den Verbrechen der Kolonialherrschaft im Kongo hatte bereits im März 2019 Premiere.

Zwei Jahre später brachte das NT Gent in Koproduktion mit dem Landestheater Niederösterreich, St. Pölten und Le Manège Maubeuge (Frankreich) den Theaterfilm-Stream „Yellow“ heraus, der sich mit dem Fanatismus flämischer Nationalisten befasst, die sich als begeisterte Kollaborateure der Nazis erwiesen. Als weiterer Partner kam auch das Schauspiel Köln ins Boot, das die Premiere ebenfalls in seiner „Dramazone Prime“ als Online-Gastspiel streamte.

Rund um einen großen Holztisch sind die Figuren gruppiert, deren Schicksale Peter van Kraij in seiner historischen Familienaufstellung verknüpft. Der Abend, der von Daniel Demoustier (Kamera/Schnitt) für den Stream eingerichtet wurde, ist ein vielstimmiger Chor, der prototypische Haltungen in der belgischen Gesellschaft der 1930er Jahre vertritt. Über weite Strecken sehr didaktisch und wenig spielerisch referieren die Familienmitglieder ihre Beweggründe.

Ein Fixpunkt der Handlung ist Jef. Er beteiligt sich mit der „Flämischen Legion“ am Angriffskrieg gegen die Sowjetunion, schreibt zunächst schwärmerische, vor Rassismus triefende Briefe an die Familie, wie stolz er ist, den angeblich so rückständigen Slawen endlich die Zivilisation zu bringen. Am Ende überbringt ein Soldat den Hinterbliebenen die Todesnachricht. Zwischen verblendeten Anhängern der Rassenideologie und stumpfen Mitläufern gibt es nur wenige positive Figuren, die Juden heimlich verstecken oder Widerstand leisten.

Wie in Inszenierungen von Luk Perceval üblich, nimmt die Musik eine wichtige Rolle ein. Der Klangteppich von Sam Gysel untermalt die Stimmungen der jeweiligen Figuren. Manchmal wirkt dies etwas zu kitschig, wenn von Klaviermusik unterlegte Szenen unter herabrieselndem Schnee versinken. Das letzte Drittel wird mit fast schon sakralen Klängen zu einem Requiem, zu einem langen Klagegesang auf die Verbrechen der NS-Zeit und die Verstrickung flämischer Nationalisten.

Bild: Fred Debrock

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