Noch grauer, bedrückender und kaputter als bisher ist die Welt von Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) auf ihrem Rostocker „Polizeiruf 110“-Revier in ihrem neuen Fall „Sabine“.
Die beiden haben zwar endlich zueinander gefunden und leben in einem beziehungsähnlichen Zustand, aber glücklich scheinen sie auch weiter nicht, sondern fremdeln in ihrer Bindungsangst auch weiter. Einen kurzen Moment der Entspannung gönnt ihnen das Drehbuch von Florian Oeller, als die Trauerfeier von Bukows Vater in ein Besäufnis mündet und Bukow/König gemeinsam Karaoke zu Rio Reiser singen.
Ansonsten besteht ihr Alltag daraus, vergeblich hinter einer Verzweiflungstäterin hinterherzurecherchieren. Sabine, eine Alleinerziehende im Plattenbau, die mit prekärem Zeitarbeits-Minijob in der Kantine in einer Werft arbeitet, trägt sich mit Suizid-Gedanken, als der klischeehaft-schmierige Manager (Lucas Prisor) den Standort nach der Übernahme dichtmachen will.
Mit tiefen Augenringen und leerem Blick ist Sabine (Luise Heyer) eine gebrochene Frau, die durch den drohenden Arbeitsplatzverlust den letzten Funken Hoffnung verliert und zu einem Rachefeldzug ansetzt. Gezielt mordet sie mit ihrer Pistole, das Kommissars-Paar ist bis zum Showdown konsequent mindestens einen Schritt zu spät.
Stefan Schaller inszeniert „Sabine“ als Sozialdrama mit einer kleinen Prise Krimi-Elementen, zeichnet die Figuren aber derart schablonenhaft, dass das Ergebnis nicht überzeugen kann.
Als Insider-Gag wird eine neue Nebenfigur eingeführt: Lina Beckmann spielt Melly Böwe, eine seit Jahrzehnten verschollene Halbschwester, die plötzlich wieder im Leben des frisch verliebten Bukow (Charly Hübner) ist. Im echten Leben sind Beckmann und Hübner ein Paar und sind auch gemeinsam am Schauspielhaus Hamburg engagiert.
Bild von Luise Heyer als „Sabine“: NDR/Christine Schroeder