Futuralgia

Wenige Tage vor dem zweiten Lockdown brachte die katalanische Choreographin und Anthropologin Núria Guiu Sagarra noch zur Premiere: „Futuralgia“ wirft einen Blick auf die Selbstinszenierung im Netz, auf all die Online-Yoga-Kurse und YouTube-Workouts, die in den „Bleiben Sie Zuhause“-Monaten so rege genutzt wurden, weil Fitness-Studios dicht gemacht und auch Yogaschulen geschlossen wurden.

Das „Unusal Symptoms“-Ensemble des Theaters Bremen studierte diese Bewegungsmuster und Selbstinszenierungs-Strategien aus den Web-Tutorials und ahmt sie in „Futuralgia“ im Kleinen Haus des Bremer Theaters nach. Sehr still und präzise beginnt die Choreographie, analytisch, fast verkopft wirkt die Herangehensweise.

Bunter und lebendiger ist der zweite Teil des mit einer knappen Stunde recht kurzen Abends, in dem das Ensemble die Teenie-Welt von TikTok mit ihren Codes ins Visier nimmt: zwischen YouTube-Cover-Songs und TikTok-Reenactments wird der Schauwert der Inszenierung größer.

Aaron Samuel Davis, Andor Rusu

Gleich nach der Premiere musste die im ersten Lockdown erarbeitete Inszenierung wieder auf Eis gelegt werden. Die Tänzer*innen waren wieder auf das Netz zurückgeworfen, dort konnte man „Futuralgia“ auch am vergangenen Wochenende als Live-Stream aus dem leeren Theatersaal zur Eröffnung des Festivals „Drei Tage Tanz“ erleben.

Bilder: Joerg Landsberg

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