Edward II. – Die Liebe bin ich

Dieser Edward nimmt sich alle Freiheiten: seine Erscheinung ist bewusst androgyn, sein Begehren ist polyamourös und sprengt die engen Grenzen der Heteronormativität. Er liebt nicht nur seine Frau, die eifersüchtige Isabella (Nicola Gründel), sondern auch den ebenso ehrgeizigen wie attraktiven Aufsteiger Gaveston (Justus Maier), sowie jeden oder jede aus dem Hofstaat, der/die ihm bei seinen ausschweifenden Party-Trips folgen möchte. Alexander Angeletta, erst seit dieser Spielzeit im Ensemble des Schauspiels Köln, spielt die zentrale Rolle in der sechsteiligen Webserie. Teresa Vergho hat die passenden schillernden Kostüme für seine flamboyanten Auftritte entworfen.

Alexander Angeletta als Edward II.

Wie von Pinar Karabulut gewohnt, ist auch diese queere Splatter- und Intrigen-Soap ein Spiel mit Zitaten aus Popkultur und Filmgeschichte. Eine Anspielung jagt die nächste, stilistisch legt sich die Serie nie fest, sondern orientiert sich mal am italienischen Giallo, mal am Film Noir oder zitiert den Camp von John Waters, dem „Pope of Trash“. Ironisch spielt die Produktion mit den Konventionen der Serie: zu Beginn jeder neuen Episode, die zwischen 20 und 40 Minuten kurz sind, kommentiert eine Erzählerin aus dem Off launig, was zuletzt geschah, bevor der Plot den nächsten Haken schlägt.

Nicola Gründel, Alexander Angeletta, Justus Maier

Natürlich fehlt auch diesmal die politische Botschaft nicht, mit der Karabulut oft endet: als genug Kunstblut gespritzt und alle Figuren gemeuchelt sind, kommt Kristin Steffen, die zuvor den Ober-Intriganten Spencer spielte, als Johanna Slayer von Orleans zurück auf Bettina Pommers Filmset-Bühne und trägt ihren queer-feministischen „Are you are ready to be strong“-Empowerment-Aufruf vor.

Die amüsante Splatter-Soap wurde in sechs Etappen zwischen Mitte Februar und Mitte März veröffentlicht und ist noch bis zum Ende der Spielzeit im Juli 2021 auf der Website des Schauspiels Köln abrufbar.

Bilder: Ana Lukenda

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