Knochenarbeit

Mit einem hübsch-skurrilen Theater-Film biegen die Internationalen Schillertage Mannheim auf die Zielgerade ein. Vanessa Stern und ihre beiden Mitstreiterinnen Ruth Mader und Ursula Renneke robben in Maden-Kostümen (Jane Saks), die ebenso pink sind wie ihre FFP2-Masken durch ihren Comedy-Trip.

Das Trio zieht vor allem den Genie-Kult um die beiden Weimarer Dichterfürsten Schiller und Goethe durch den Kakao und macht sich über all die Anekdoten und Legenden lustig, die sich um Schillers Schädel ranken. Ein gefundenes Fressen für das Comedy-Trio ist auch die Phrenologie, die Lehre von der Seelenkunde: Goethe, Schiller und ihre Zeitgenossen versuchten für jedes Gefühl und jede Stimmungslage ein bestimmtes Hirn-Areal zu lokalisieren. Aber „Schilli“, wie ihn Selfmade, Handmade und Deprimade frotzelnd nennen, bietet heute keine Inspiration mehr.

Dementsprechend schweifen sie auch lieber ab: in einer Szene machen sie sich über den Druck auf die Künstlerinnen bei der Programmheft-Produktion des Festivals lustig, sticheln gegen überteuerte Hotel-Raten oder landen bei ihrer Reise durch die Jahrhunderte auch mal bei Shakespeare oder dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die launige Tour der Maden ist durchaus unterhaltsam, hat aber auch einige Längen im Mittelteil. Eine komprimierte Halb-Stunden-Fassung hätte „Knochenarbeit“ noch stärker gemacht.

Der Theaterfilm ist noch bis morgen Abend zu sehen und wurde gemeinsam mit den Berliner Sophiensaelen produziert, wo Vanessa Stern regelmäßig auftritt und schon im November 2020 ihren Siebenschläferinnen-Klimakrisen-Film „Sleeping Duties“ online vorstellte.

Bilder/Filmstills: Dietmar Schmidt

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