Von allen Seiten zerren sie an Beyto. Die Eltern sind alarmiert, seit die klatschsüchtige Tante ihn zufällig auf der Gay Pride gesehen hat. Den jährlichen Sommer-Verwandten-Besuch im anatolischen Bergdorf nutzen sie, um Fakten zu schaffen. Der strenge Familienpatriarch Seyit (Serkan Tastemur) nimmt seinem Sohn Beyto (Burak Ates) Flugticket und Reisepass weg und zwingt ihn in die arrangierte Ehe mit Seher (Ecem Aydin), die kein Wort Deutsch spricht und mit in die Schweiz kommen soll.
Von der anderen Seite redet Mike (Dimitri Stapfer) auf ihn ein: er ist nicht nur sein heimlicher Lover, sondern auch sein Schwimm-Trainer, der ihn antreibt, bei den nationalen Meisterschaften zu starten. Mike hat selbst mit seinen Eltern, die auf einem Schweizer Bauernhof leben, gebrochen, da sie seine Homosexualität nicht akzeptieren, und verlangt von Beyto, dass er sich gegen seine Familie und für ihn entscheidet.
Die Titelrolle spielt mit Burak Ates ein Laie, der erst nach dem Dreh seine Schauspiel-Ausbildung begann. Er verkörpert die Rolle des attraktiven Musterschülers, der in ein Dilemma gerät, sehr überzeugend. Die Schweizer Regisseurin und Drehbuchautorin Gitta Gsell adaptierte mit „Hochzeitsflug“ einen Roman von Yusuf Yeşilöz, der in einem kurdischen Dorf aufwuchs und seit mehr als dreißig Jahren in der Schweiz lebt.
In kompakten 98 Monaten verhandelt „Beyto“ die Konflikte der Hauptfigur und ihren Spagat zwischen den Kulturen mit ihren gegensätzlichen Wertvorstellungen und findet eine überraschende, optimistische Lösung für diese Probleme.
„Beyto“ wurde im Herbst 2020 beim Filmfest Zürich vorgestellt und lief in der Schweiz, die wesentlich schneller aus dem Lockdown kam, auch schon vor einigen Monaten. Die auf queere Filme spezialisierte Edition Salzgeber bringt das Migrations-Drama nun auch in die deutschen Kinos.
Bilder: Edition Salzgeber