Gaza mon amour

Ein nikotinsuchtkranker Zausel steht im Zentrum der Tragikomödie „Gaza mon amour“: der Fischer Issa lebt in den Tag hinein und stellt sich ausgesprochen ungeschickt dabei an, mit Siham (Hiam Abbass) zu flirten. Der Hauptstrang dieses Films der palästinensischen Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser wird von zahlreichen Abzweigungen und Nebensträngen überwuchert, die den Film erst interessant machen.

Hiam Abbas als Siham

Zur Farce entwickelt sich „Gaza mon amour“, wenn der Fischer eine antike, griechische Apollo-Statue aus dem Meer fischt, deren überdimensionaler Phallus ihn erröten lässt. Die Verwicklungen um diese Statue karikieren die sehr repressive Sexualmoral in der arabischen Welt und eskalieren in bissiger Kritik an Korruption und Polizeiwillkür. Der arme Fischer, der doch nur seine Siham im Kopf hat, wird plötzlich Opfer einer Razzia und wird wegen illegalen Antiquitäten-Handels verhaftet. Ein Running-Gag des Films ist auch die übergriffige Schwester (Ruala Abd Elhadi), die Issa ständig mit anderen Frauen verkuppeln möchte und bei seinen ohnehin holprigen Annäherungsversuchen an Siham auch noch querschießt.

Der Kontrapunkt zu diesen humorvollen, meist ironisch erzählten Passagen sind die ganz in Grautöne getauchten Szenen, in denen die Tristesse im Gaza-Streifen deutlich wird. Ein Kumpel von Issa trägt sich mit Auswanderungsgedanken und will sich von einem Schlepper übers Mittelmeer bringen lassen. Aus dem Grau in Grau und der Perspektivlosigkeit flüchten sich die Figuren in Soap-Schmonzetten im TV oder in Tagträume wie Issa. Immerhin gibt es für ihn und seine Angebetete doch noch ein Happy-End.

Issa (Salim Daw) und Siham (Hiam Abbass) im grauen Alltag

„Gaza mon amour“ ist typisches Festivalkino. Es verbindet eine leicht verdauliche Liebes-Geschichte mit einer Prise soziologischer und politischer Beobachtungen, spielt lässig mit seinen Erzählfäden und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Im Herbst 2020 lief es in Venedig und Toronto in den Nebenreihe „Orizzonti“ und „Discovery“, gleich danach auch beim Filmfest Hamburg in der Sektion „Kaleidoskop“. Einen langen Lockdown später, der die Berlin-Premiere bei „Around the World in 14 films“ verhinderte, brachte der Alamode-Verleih „Gaza mon amour“ am 22. Juli 2021 in die Programmkinos.

Bilder: © Alamode Filmverleih

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