The French Dispatch

Was für ein Staraufgebot: bis in kleinste Nebenrollen geben sich die Größen der Filmbranche in „The French Dispatch“ die Klinke in die Hand. Bill Murray, Tilda Swinton, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Adrien Brody oder Benicio del Toro in tragenden Rollen, dazu Kurzauftritte von Kalibern wie Willem Dafoe oder Elisabeth Moss. Jeder Regisseur träumt davon, ein solches Ensemble um sich scharen zu können.

Wes Anderson macht diesmal leider verdammt wenig daraus. Seine schrullige Hommage an eine Lokalzeitung in der fiktiven französischen Stadt Ennui-Sur-Blasé, die vom Patriarchen Arthur Howitzer (Bill Murray) geleitet wird, kommt nicht über eine Ansammlung skurriller Miniaturen hinaus. Es mag zwar einige Momente zum Schmunzeln geben, aber bis auf die Husten- und Aerosol-Salven der maskenlosen Risikogruppe blieb es im Kino International während der gesamten Vorstellung erstaunlich still, auch beim Rausgehen meist dominierte Schulterzucken.

„The French Dispatch“ war schon für den Mai 2020 in Cannes angekündigt, lief wegen des Lockdowns aber erst ein Jahr später im Wettbewerb von Cannes. Wes Anderson brachte eine geballte Ladung Glamour und Prominenz mit an die Croisette, ging bei der Verleihung der Palmen aber leer aus. Dies auch zurecht: denn die drei kleinen Szenen mit Timothée Chalamet als Student Zefirelli in der Badewanne, Frances McDormand als Politjournalistin, die sich in das Objekt ihrer Beobachtung verguckt, Tilda Swinton als Kunstkritikerin, Benicio del Toro als malendem Mörder und Léa Seydoux als Aufseherin und Aktmodell plätschern zu unverbunden und belanglos dahin. Ein tableau vivant reiht sich ans nächste. Liebevoll gestaltete Anderson manch hübsches Detail seines exzentrischen Bilderreigens, aber es fehlt jeder überzeugende, dramaturgische Bogen. Die Bilder sind ebenso schnell vergessen wie sie auftauchten, ein Oberflächenreiz folgt auf den nächsten.

Am 21. Oktober 2021 startete „The French Dispatch“ in den deutschen Kinos. Bei den Golden Globes 2022 war „The French Dispatch“ trotz des Hollywood-Staraufgebots nur in der Kategorie beste Filmmusik nominiert, ging aber ganz leer aus.

Bild: Searchlight Pictures

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