Auf keinem internationalen Kino-Festival der jüngeren Vergangenheit dürfen die Polit-Dramen aus dem Iran fehlen. Trotz aller Restriktionen bereichern die Filme-Macher*innen aus dem Nahen Osten das Weltkino mit sehr engagierten und zugleich künstlerisch wertvollen Filmen, die Missstände in der Theokratie deutlich markieren.
In der „Quinzaine des Realisateurs“, der traditonsreichen Experimentalfilm-Sektion in Cannes, hatte „Hit the Road“, das Debüt von Panah Panahi, seine Premiere. Anschließend tourte es über Festivals wie Hamburg, Zürich und Wien, wurde in London als bester Film ausgezeichnet und war heute bei „Around the World in 14 films“ in der Berliner Kulturbrauerei zu sehen.
Sehenswert ist vor allem der erste Teil dieses Road-Movies: der älteste Sohn (am Steuer), die Mutter (auf dem Beifahrersitz) und der Vater (mit Gipsbein auf der Rückbank) sind sichtlich angespannt. Wovor sie Angst haben, bleibt ebenso im Unklaren, wie das Ziel ihrer Reise. Effektvoll inszeniert Panah Panahi, Sohn des preisgekrönten Filmemachers Jafar Panahi, eine bedrohliche Grundstimmung. Den Gegenpol bildet der quirlig-aufgedrehte jüngere Sohn (Rayan Sarlak). Die Eltern reagieren ungehalten, als das Handy in seiner Hose vibriert, dass er trotz aller Ermahnungen nicht zuhause ließ, und auch sonst lässt er sich von der gedämpften Atmosphäre nicht einschüchtern.
Der Kinderdarsteller Sarlak, der auch Coverboy der 14films-Festival-Plakate ist, ist die Entdeckung des Films und auch Panahi gelang ein vielversprechendes Debüt. Je tiefer die Familie in die unwirtliche Bergwelt im Norden des Irans vordringt und je klarer sich das Geheimnis lüftet, was die Familie antreibt, desto schwächer und diffuser wird „Hit the Road“. In der zweiten Hälfte kann sich Panahi nicht recht entscheiden, ob er ein ernstes Sozialdrama drehen oder Richtung Musical abbiegen will, so dass der starke Eindruck des Beginns geschmälert wird.
Aber dennoch bleibt als Fazit dieses Debüts, dass eine zweite interessante Stimme aus der Familie Panahi das Weltkino bereichert. „Hit the Road“ wurde zum Abschluss des 14films-Festivals auch von der Jury mit dem ARRI-Preis ausgezeichnet.
Bild: Celluloid Dreams