The Tragedy of Macbeth

Ein Fest für Shakespeare-Puristen ist die „Macbeth“-Verfilmung von Joel Coen, der erstmals allein ohne seinen kongenialen Bruder Ethan Regie führt. Er bleibt eng am Original und wenig lenkt von der Tonspur ab. In kargem Schwarz-Weiß geistern Lord und Lady Macbeth durch eine schroffe, düstere Welt.

Die Bilder sind in ein fast quadratisches Format gepresst und provozieren die Sehgewohnheiten des Netflix- und Popcorn-Kino-Publikums. Schwarz bleibt die Leinwand, als Kathryn Hunter die berühmten Verse der drei Hexen spricht und auch sonst kommen keine Farbtöne in dieses blutrünstige Drama. Aus der Zeit gefallen wirkt das Setting, betont künstlich und ja, oft auch altmodisch wirkt das Setting. An die Stummfilme der 1920er Jahre, an Ingmar Bergmans spätmittelalterliches Mysterienspiel „Das siebente Siegel“ oder – polemisch zugespitzt – an die Salzburger Festspiele von 1968 oder gar noch früher, fühlten sich viele Kritiker erinnert.

Zwei Hollywood-Stars tragen diese ungewöhnlich klassiche Adaption des berühmten Dramas: Denzel Washington als Macbeth und Frances McDormand, im wirklichen Leben die Ehefrau des Regisseurs und Drehbuchautors Joel Coen. McDormand legt die Lady als eiskalt kalkulierende Strippenzieherin an. Gefühlsaufwallungen sind ihr fremd und würden auch nicht in diese aseptische Welt aus Grau-, Weiß- und Schwarztönen passen. Dafür bezahlt der Film jedoch einen hohen Preis: wir erleben ein „Paar ohne Leidenschaft„, wie ZEIT Online treffend zusammenfasste.

Mit seinem schnörkellosen Purismus unterscheidet sich Coen deutlich von opulenteren „Macbeth“-Verfilmungen, wie zuletzt 2015 von Justin Kurtzel. Ganz zu schweigen vom anarchisch-galligen Humor, der die Filme der Coen-Brüder üblicherweise prägt. Dieser „Macbeth“, der zu Weihnachten im Kino startete und ab Mitte Januar auf der Streaming-Plattform Apple TV abrufbar sein wird, ist eine stilbewusste Fingerübung eines Star-Regisseurs, der sich abseits des Mainstreams an einen Klassiker heranwagt. Hauptdarsteller Denzel Washington war auch für einen Golden Globe nominiert, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Bild: Apple TV+

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