Drei Etagen

Es ist verdienstvoll, wenn Festivals künstlerische Karrieren über viele Jahre begleiten und ihnen die Treue halten. Nanni Moretti, der mit seinem einfühlsamen Drama „Das Zimmer meines Sohnes“ (2001) die Goldene Palme gewann, war im vergangenen Sommer bereits zum 8. Mal in den Wettbewerb eingeladen. Aber mit dieser Auswahl-Entscheidung tat das Festival weder sich noch dem Regisseur einen Gefallen: „Drei Etagen“ ist einer der schwächsten Filme des vergangenen Jahrgangs.

Zwei Stunden holpert die Dramaturgie, die Erzählstränge zwischen drei Familien, die auf unterschiedlichen Etagen eines römischen Mietshauses aneinander vorbeileben und durch kolportagehafte Konflikte doch aneinander geraten, werden nie schlüssig verbinden, sondern wabern lose vor sich hin und landen zu oft in klebrigem Kitsch.

Der Regisseur Nanni Moretti übernahm auch selbst eine Hauptrolle und spielt den Richter, der seinem Sohn eine fahrlässige Tötung im Alkoholrausch am Steuer nicht verzeiht, allzu sehr von sich selbst ergriffen. Italienische Schauspiel-Prominenz wie Margherita Buy, Alba Rohrwacher oder Riccardo Scarmacio bleiben unterfordert und können die missglückte Adaption eines israelischen Bestsellers von Eshkol Nevo auch nicht retten, dessen deutsche Übersetzung mit dem Titel „Unter uns“ erschien. Immerhin soll die Roman-Vorlage nach Meinung einer Kritiker lesenswert sein.

„Drei Etagen“ ging im Cannes-Wettbewerb 2021 zurecht leer aus und startete am 17. März 2022 in den deutschen Kinos.

Bild: Happy Entertainment

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