Treffsicher zeichnen Drehbuchautor Jan Weiler und Regisseur Sönke Wortmann ihre Figuren. Ein Abgleich mit den Erinnerungen an die eigene Schulzeit zeigt: Solche Exemplare mit den hier beschriebenen Charakterzügen bevölkern tatsächlich die Lehrerzimmer.
Freitag Nachmittag stürmt ein empörter Vater (Thorsten Merten) den Raum und fordert mit vorgehaltener Pistole, dass sein Sohn unbedingt den fehlenden Punkt bekommen soll, der ihm für die Zulassung zu den Abiturprüfungen fehlt.
Das Kollegium spaltet sich in penible Aktenfresser und Verfechter des Leistungsprinzips, die kein Jota zurückweichen wollen und eine Allianz mit den verbitterten Zynikern geschlossen haben, auf der einen Seite sowie den Lehrern, die sich verständnisvoll geben, ein menschlicheres, weniger von Druck geprägtes Klima schaffen wollen und den Luftikussen, die sich ohnehin mehr für ihre Schülerinnen im Sportunterricht als für Noten interessieren, auf der anderen Seite.
In der Exposition werden die Konfliktlinien schlüssig markiert, allein schon wegen Anke Engelke als verbitterte Heidi Lohmann (Lehrerin für Französisch und Musik) ist „Eingeschlossene Gesellschaft“ sehenswert. Manches an diesen 100 Minuten könnte natürlich subtiler seien: die herbeigeeilten Polizisten werden als debile Karikaturen veralbert und auch sonst ist nicht jede Pointe so treffsicher wie zu Beginn. Aber schließlich sind wir bei einem Film von Sönke Wortmann, der schon einige Flachwitz-Tiefpunkte fabrizierte. Da wäre die Erwartung an ein fein ziseliertes Kammerspiel, das nach der Drehbuch-Konstellation auch möglich wäre, doch so lebensfremd wie manche Figuren.
„Eingeschlossene Gesellschaft“ ist eine solide deutsche Komödie, die sich an ein breites Kinopublikum richtet und zum Oster-Wochenende startete.
Bilder: Sony Pictures Germany