Der erfolgreichste Popstar der 2000er Jahre verschwindet hinter den Projektionen: Wer ist Britney Spears? Zur Jahrtausendwende steil aufgestiegen, dann immer exzentrischere Auftritte, die von den Boulevardmedien skandalisiert, ab 2007 wurde sie schließlich unter die Vormundschaft ihres Vaters gestellt, der ihre Karriere unerbittlich vorantrieb.
Sina Martens, die Frau für die Pop-Solo-Abende am Berliner Ensemble, nähert sich im Projekt „Its Britney, Bitch!“, das mittlerweile vom Werkraum ins größere Neue Haus wanderte, gemeinsam mit Regisseurin Lena Brasch dieser schillernden Figur an.
Das 70 Minuten kurze, seit der Premiere Anfang Januar stets ausverkaufte Stück ist ein ganz eigenes Genre: irgendwo zwischen nostalgischer Erinnerung, Hommage, Pop-Konzert, Dokutheater und mäandernder Reflexion. Die Inszenierung wurde in dieser Woche auch mit einer Gastspiel-Einladung zum „Radikal jung“-Festival des Münchner Volkstheaters belohnt.
Gleich vier Autorinnen (neben Lena Brasch noch Laura Dabelstein, Miriam Davoudvandi und Fikri Anil Altintas) haben zu diesem Mash-up beigetragen, das die wichtigsten Höhen und Tiefen der Spears-Karriere nachzeichnet, aber auch abschweift: mal teilt Martens Seitenhiebe gegen die „Richard III.“-Shows von Lars Eidinger an der Schaubühne aus, mal reflektiert sie über Spears als Vorbild für feministisches Empowerment, mal geht es um mediale Schlammschlachten, sehr oft um Pop-Phänomene, an denen vor allem Insider Spaß haben.
Die Songs der Ikone hat Friederike Bernhardt verfremdt, Martens trägt sie im Stil düsterer Balladen vor, der gut zu den Reflexionen über Absturz und Fremdbestimmung passt. Erst zum „Oops, I did it again“-Finale aus der Früh-Phase von Britney Spears performt Martens einen Original-Hit der Frau, um den dieser ganze Abend kreist.
Bilder: © JR Berliner Ensemble