Eleos

Aus dispositorischen Gründen konnte „Eleos. Eine Empörung in 36 Miniaturen“, das im November 2021 im Haus 2 des Schauspielhaus Graz uraufgeführt wurde, bei den Autor:innentheatertagen am Deutschen Theater Berlin nur als Stream auf einer Leinwand in den Kammerspielen gezeigt werden.

Regisseur Daniel Foerster und sein Team haben eigens für das Festival eine Theaterfilm-Version dieser gerade abgespielten Inszenierung gedreht, die in Berlin nur an einem Abend lief und am kommenden Wochenende als „Stream des Monats“ auf Nachtkritik abrufbar sein wird.

Auf dem Bild: Daria von Loewenich, Raphael Muff, Timo Neubauer, Sarah Sophia Meyer

Auch wenn schon die Original-Inszenierung stark auf die Live-Videokamera von Timo Neubauer setzte, ist „Eleos“ ein Beispiel für Stream-Adaptionen, die nicht gut funktionieren. Der Theaterfilm, ein Genre, das im zweiten, langen Corona-Lockdown an vielen Häusern ausprobiert wurde und seitdem wieder in der Versenkung verschwunden ist, bleibt zu oft in einem unentschiedenen Zwischenstadium stecken: nichts Halbes und nicht Ganzes, weder Theater noch Film. Ausnahmen wie Pinar Karabuluts „Edward II.“, die sich vom Theater löste und konsequent mit den Stilmitteln einer Serie spielte, bestätigen diese Regel.

Vom Temporeichtum und der Energie einer türenschlagenden Komödie über Wutbürger*innen und Influencer*innen, die selbst Christine Dössel nach Graz lockte und gute Kritiken bekam, vermittelt sich in der Aufzeichnung als Theaterfilm wenig. Der Text von Caren Jeß besteht aus kurzen Schlaglichtern über schräge Netzphänomene, die als launige Live-Revue vermutlich wesentlich besser wirken als hier, wenn sie nur als aneinandergereihte Leinwandschnipsel zu erleben sind.

Bilder: Lex Karelly

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