Milchwald

Seit den Rassismus-Vorwürfen von Ron Iyamu im Frühjahr 2021 nach Proben am Schauspielhaus Düsseldorf ist es um Armin Petras stiller geworden. Vor allem zwei Häuser halten ihm die Treue: Michael Börgerding ließ ihn „Milchwald“ im Kleinen Haus des Theaters Bremen inszenieren, diesen Text hat Petras unter seinem Pseudonym Fritz Kater – wie so oft – auch selbst verfasst. Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin, lud ihn ein, auf der großen Bühne den Tolstoi-Roman „Auferstehung“ zu adaptieren und einige Monate nach der mehrfach verschobenen Premiere durfte nun auch „Milchwald“ bei den Autor:innentheatertagen in den Kammerspielen des DT gastieren.

„Milchwald“ ist genau in der Region angesiedelt, auf die seit Anfang des Jahres und dem Aufmarsch russischer Truppen die ganze Welt blickt: die Ostgrenze der EU. Petras alias Kater befasst sich in seiner politisch engagierten Collage mit der EU-Flüchtlingspolitik, der Abschottung durch Frontex und der Abschiebung einer tschetschenischen Familie.

In kurzen, lose aneinandergereihten Fragmenten spielt die Szenerie mal in den linksalternativen Vierteln Bremens, mal in Polesien, das der karge Programmzettel als „riesiges Sumpfgebiet zwischen Polen, der Ukraine, Russland, Weißrussland und Litauen“ beschreibt. Die Handlung springt zwischen den Zeiten, verknüpft die aktuelle Flüchtlingspolitik mit historischer Kriegsschuld, die die NS-Gewaltherrschaft bei der fanatischen Suche nach „Lebensraum im Osten“ auf sich lud.

Das Wimmelbild der Figuren ist trotz aller Sprünge, Ortswechsel, eingestreuter Nostalgie-Songs und Cliffhanger eine recht papierne Angelegenheit, sehr plakativ erzählt Petras alias Kater mit erhobenem Zeigefinger seine Geschichte über eine ratlose politische Linke und den im Nebel versinkenden Milchwald.

Bild: Jörg Landsberg

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