J’ai pleuré avec les chiens – time, creation, destruction

Zu den ungewöhnlicheren Werken in der Festival-Ausgabe „Tanz im August“ 2022 gehört die meditative Performance „J’ai pleuré avec les chiens“, der Kanadierin Diana Ashbee. Fünf Frauen und ihr männlicher Kollege Gabriel Neito, der auch für die Musik mitverantwortlich war und die Proben leitete, kriechen und krabbeln über die Spielfläche im Zentrum der ausgebrannten Elisabeth-Kirche, die seit zwei Jahrzehnten für Aufführungen Alter und Zeitgenössischer Musik und modernem Musik-/Sprech- und Tanztheater sowie Ausstellungen genutzt wird.

Der Abend ist erst wenige Minuten alt, als sich das Quintett seiner Kleider entledigt. Sie kriechen weiter auf ihrer Spielweise zwischen den Sitzreihen, die an den Seitenbegrenzungen aufgestellt sind. Zunächst scheinen sie sich selbst genug, streunen vereinzelt, finden sich dann aber immer öfter zu Paaren zusammen. Sie imitieren Hunde, beginnen zu bellen, heben ihr Bein, springen aufeinander und vollführen akrobatische Übungen wie einen Handstand.

Aus dem Off kommt phasenweise ein meditativ raunender Kommentar (Text: Nayla Naoufal). Fragend starrren die menschlichen Vierbeiner ins Publikum. Wenige Zentimeter vor den Sitzen bleiben Tänzer*innen unvermittelt stehen, halten minutenlang inne und Blickkontakt mit ausgewählten Zuschauer*innen.

Über 80 Minuten trägt das Konzept nicht ganz, nach 2/3 wird es zunehmend redundant. Um den Trost, „den wir verspüren, wenn wir unsere Hunde an uns drücken, mit unseren hündischen Gefährt:innen heulen“, ging es der kanadischen Choreographin und ihrem Team, klärt uns das Programmheft auf. Rätselhaft bleibt diese Fingerübung dennoch, die einen „Raum für Flüchtiges, Vergängliches und Entblößtes“ schaffen will und vom Publikum mit freundlichem Applaus aufgenommen wurde.

Bilder: Stephanie Paillet

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