Three Thousand Years of Longing

Mit einem Blockbuster der ungewöhnlichen Art überraschte der Hollywood-Veteran George Miller in diesem Frühjahr in Cannes: Die Rahmenhandlung spielt auf engstem Raum in einem Hotelzimmer in Istanbul. Die Wissenschaftlerin Alithea Binnie, die ganz in ihrer Forschung aufgeht und mit ihrem Single-Dasein zufrieden ist, fand auf einem Basar eine altertümliche Flasche, die aus einem Dschinn entsteigt. Noch ungewöhnlicher für das Mainstream-Kino ist, dass der erste längere Dialog der beiden Hauptfiguren auf Altgriechisch geführt wird.

Tilda Swinton ist eine Parade-Besetzung für die sehr kopfgesteuerte, eher menschenscheue Akademikerin: „Man kann sich schwer eine andere Schauspielerin vorstellen, die die karge Strenge ihrer Rolle – blass, roter Bob, markante Brille – mit einer einnehmend feenhaften Ausstrahlung verbinden könnte“, schrieb die taz. Ihr Gegenpart ist Idris Elba, der in prachtvollen CGI-Sequenzen zu Überlebensgröße aufgepumpt wird. Seelisch tief verwundet fleht er Alithea an, ihn zu erlösen, indem sie ihm ihre drei sehnlichsten Wünsche offenbart. Doch Alithea zaudert, als Kennerin der Mythen und Professorin für Erzähltheorie ist ihr bewusst, dass das Wünschen und Sehnen oft eine negative Spirale in Gang setzt. Sie beharrt darauf, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sei.

In opulenten Rückblenden, die das eine oder andere orientalische Klischee zuviel reproduzieren, schildert der Dschinn, wie er von Katastrophe zu Katastrophe schlitterte. Dramaturgisch ist das nicht besonders raffiniert, da die Kammerspiel-Rahmenhandlung mit einem konventionellem Stationen-Drama verwoben ist.

Im letzten Drittel wird der Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren philosophischer, sie nähern sich einander an, ein Happy-end im London der Gegenwart steht im Raum, wird aber dann doch aufgebrochen. Gefährlich nah gerät „Three Thousand Years of Longing“ an den Rand des Kitsch, versinkt aber zum Glück nicht darin. Das Drehbuch schrieb Regisseur Miller gemeinsam mit seiner Tochter Augusta Gore nach der Kurzgeschichte „The Djinn in the Nightingale’s Eye/ Der verliebte Dschinn“ (1994/95) der Britin A. S. Byatt.

Einige Monate nach der Cannes-Premiere, wo die Fantasy-Romanze außer Konkurrenz lief, startete der Film am 1. September 2022 in den deutschen Kinos.

Bild: Leonine

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