„Für meinen Vater“ lautet die Widmung im Abspann. In einem sehr persönlichen Film erinnert sich der französische Autorenfilmer Christophe Honoré an ein einschneidendes Erlebnis seiner Jugend. Wie die Hauptfigur Lucas (Paul Kircher) verlor auch eher seinen Vater, als er noch ein Teenager war.

In den ersten Szenen ist dieser Vater noch präsent, Honoré spielt ihn selbst, am Lenkrad eines PKW, kurz bevor er tödlich verunglückt. In einem assoziativen Strom erzählt Lucas dem Publikum, wie er die Zeit erlebte: die lähmende Trauer, unter der die gesamte Familie litt, seine Ausbruchsversuche in Paris mit anonymen Sexabenteuern, seine Sehnsucht nach Liebe, schließlich die in Großaufnahme aufgeschnittenen Pulsadern und sein Klinikaufenthalt.

„Der Gymnasiast/Le lycéen“, der nach der Premiere in Toronto auch San Sebastian lief und dort mit dem Preis für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, ist ein sehr düsterer Film. Die Schwermut des Films wird durch die Tristesse im sichtlich von der Pandemie geprägten, herbstlich-winterlichen Paris verstärkt, wo der Film Ende 2021/Anfang 2022 gedreht wurde. Die Leichtigkeit, mit der Honoré seine Filme meist präsentiert, fehlt in diesem neuen Film fast vollständig. Dramaturgisch überlagert die persönliche Betroffenheit des Regisseurs diesmal alles, die wie eine zentnerschwere Last auf dem Film liegt.

Juliette Binoche, einer der großen Stars des französischen Kinos seit den 1990er Jahren, arbeitete erstmals mit Honoré zusammen. Als Witwe bleibt sie in dem Provinznest zurück und erstickt klischeehaft in Tränen auf ihrem Sofa, während der 17jährige Lucas seinem älteren Bruder Quentin (Vincent Lacoste) in die Hauptstadt folgt.

Nach der Preview in Mannheim-Heidelberg und bei der Französischen Filmwoche soll „Der Gymnasiast“ im Frühjahr 2023 in den Kinos starten.

Bild: Jean Louis Fernandez

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