Passagiere der Nacht

Eine vierköpfige Wahl-Familie begleitet Mikhael Hërs in „Passagiere der Nacht/Les passagers de la nuitdurch das Paris der 1980er Jahre. Mit Archivaufnahmen von den Jubelszenen im Mai 1981, als der Wahlsieg von Francois Mitterrand von der französischen Linken mit so großen Hoffnungen begleitet wurde, steigt Hërs in den knapp zweistündigen Film ein. Doch die politischen Umwälzungen und die schnell einsetzende Desillusionierung der Wähler ist nur das Hintergrundrauschen, „Passagiere der Nacht“ konzentriert sich ganz auf das private Beziehungsgeflecht einer vierköpfigen Wahl-Familie.

Elisabeth (Charlotte Gainsbourg) steht nach der Trennung von ihrem Mann als alleinerziehende Mutter von zwei Jugendlichen und ohne Job da. Die Moderatorin einer nächtlichen Telefon-Seelentrost-Talk-Show (Emmanuelle Béart) gibt ihr eine Chance in ihrer Redaktion, dort lernt sie auch Talulah (Noée Abita) kennen, eine drogensüchtige Hausbesitzerin, die nach Halt sucht und die sie bei sich aufnimmt.

Ganz unspektakulär plätschert der Film in den folgenden Episoden dahin: er folgt dem pubertären Sohn Matthias (Quito Rayon Richter) bei seinen Flirts mit der neuen Mitbewohnerin und bei heimlichen Kinobesuchen, zeigt Elisabeth im neuen Job, der ihr auch eine neue Liebe bringt und Talulah bei ihren Abstürzen. 1988, bei der nächsten Präsidentschaftswahl, versammeln sich alle harmonisch wieder an einem Tisch, liegen sich singend und tanzend in den Armen. Dass diese Szene tatsächlich etwas Tröstendes hat, aber nicht in den Kitsch abgleitet, ist eine Stärke dieses Arthouse-Feel-Good-Movies.

Bei seiner Premiere im nur mäßigen Berlinale-Wettbewerb 2022 bekam „Passagiere der Nacht“ zwar einige hymnische Kritiken, ging aber bei der Bärenvergabe leer aus. Fast ein Jahr später lief er nun bei der Französischen Filmwoche, ein Kinostart ist für Januar 2023 geplant.

Bild: Nord-Ouest Films

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