Ein düsteres Bild von der Lage in der Ukraine zeichnet Christina Tynkevych in ihrem Spielfilm-Debüt „How is Katia? Yak Tam Katia?)“. Nein, der Angriffskrieg von Putin auf Kiew spielt in diesem Film noch keine Rolle, er spielt im Jahr 2019, als der Krieg im Donbass seit fünf Jahren eingefroren war und die Weltöffentlichkeit nicht weiter interessierte.
In „How is Katia?“ geht es um andere gravierende Missstände: Anna (Anastasia Karpenko) steht von Beginn an unter Strom. Als Rettungssanitäterin schuftet sich die alleinerziehende Mutter ab, um für sich und ihre Tochter Katia eine neue Wohnung bezahlen zu können, die wir zu Beginn im Rohbau sehen. Eines Morgens muss Anna jedoch mitansehen, wie Katia beim Aussteigen aus dem Bus vor ihrer Schule überfahren wird.
Noch gehetzter und düsterer erzählt der Film nun, wie Anna vergeblich versucht, dass ihre Tochter auf der Intensivstation die notwendigen, aber sehr teuren Infusionen bekommt. Nach Katias Tod lehnt sie das Angebot eines Boten der einfluss- und neureichen Familie ab, deren Teenager-Tochter den Unfall verursacht hat, sich von der Schuld freizukaufen.
Annas Kampf gegen Korruption und für Rechtsstaatlichkeit wird zum Kampf gegen Windmühlen. Wir folgen der Hauptfigur auf ihrem langen Leidensweg, Rettung ist nirgends in Sicht. Derart depressive Filme aus Osteuropa gehören zum festen Repertoire internationaler Festivals, in Locarno wurde Anastasia Karpenko als beste Hauptdarstellerin in der Sektion „Concorso Cineasti del presente“ ausgezeichnet.
„How is Katia?“ ist deutlich anzumerken, dass es sich um ein Debüt handelt. Christina Tynkevych ist noch auf der Suche nach ihrer Bildsprache und dem Rhythmus. Die Schwachstelle des Films hat Sebastian Seidler auf kino-zeit.de wunderbar auf den Punkt gebracht: „Der Film vergisst zu atmen, sich einen Rhythmus zu geben und den Gefühlen dieser vom Schicksal gebeutelten Mutter einen differenzierten, komplexen Ausdruck zu verleihen. So läuft der Film seine Stationen der Enge ab, während das Publikum bereits alles gefühlt hat. Ein ermüdend-zäher Kreuzgang.“
Bild: Evos Film