Über fast drei Stunden hält Saeed Roustayis tragikomische Familiensaga „Leila´s Brothers“ ein sehr hohes Tempo. Zentrale Antagonisten sind Tochter Leila (Taraneh Alidoosti) und ihr Vater (Saeed Poorsamimi). Sie ist diejenige in dieser Familie, die mit beiden Beinen im Leben steht und ihre vier Brüder antreibt, ihr Chaos endlich auf die Reihe zu bringen und nicht länger auf windige Schneeballsysteme oder ähnlich fragwürdige Köder hereinzufallen, die schnelles Geld versprechen. Er ist eine Witzfigur und ein Traumtänzer: sein Leben lang träumte er davon, zum Oberhaupt des Familien-Clans aufzusteigen. Die Verwandten haben den armen Schlucker jahrzehntelang nur mit Nichtachtung gestraft. Einen kurzen Abend lang sonnt er sich auf dem Thron, wird aber dann ebenso schnell und brutal in die Bedeutungslosigkeit zurückgestoßen. Wie auch im iranischen Film „Imagine“, der ebenfalls bei „Around the World in 14 films“ lief, sind in „Leila´s Brothers“ die traditionellen Geschlechterrollen umgekehrt.

Das Figuren-Gewimmel ringt nicht nur mit den althergebrachten Strukturen, die Frauen kaum Luft zur Entfaltung lassen und auch die Männer in eingefahrenen Bahnen ausbremsen. Der Clan kämpft vor allem mit der Armut, die sich durch die westlichen Sanktionen zuspitzten. Die Preise explodierten regelrecht, als der damalige US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen aufkündigte. In skurrilen Verwicklungen um den Rückkauf von Goldmünzen leiden Leila und ihre Brüder unter der galoppierenden Inflation.

In Cannes war „Leila´s Brothers“ ein Überraschungshit und bekam den FIPRESCI-Kritikerpreis. Nach den Festival-Einladungen in München und Mannheim/Heidelberg läuft die Komödie in dieser Woche beim 14films-Festival in der Berliner Kulturbrauerei, hat aber leider noch keinen Kinoverleih.

Bild: © Amirhossein Shojaei

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert