In hell with Jesus

Würden Sie lieber in der Hölle mit Jesus landen? Oder lieber im Himmel mit Trump? Dies ist eine der harmloseren Fragen, mit denen Ivo Dimchev seinen Casting-Kandidat*innen und dem Saal-Publikum auf den Zahl fühlt.

Der aus Bulgarien stammende, seit längerer Zeit in Wien lebende Künstler überzeichnet die Übergrifffigkeit mancher Casting-Situationen satirisch. Dimchev fordert die Proband*innen, die er nacheinander hereinbittet, nicht nur einen vorbereiteten Song zu performen, sondern auch seine ebeno sarkastischen wie intimen Fragen zu beantworten. Sehr sexpositiv und queer steuert Dimchev zielsicher die gesellschaftlichen Tabuthemen an und schreckt auch nicht davor zurück, die Geschmacksgrenzen auszutesten.

Runde um Runde wiederholt sich das Ritual. Oft gleicht er die Antworten aus seinem Ensemble auch mit der Meinung des Saal-Publikums ab, das um Handzeichen gebeten wird. Immer gibt er seinen eigenen Senf dazu.

„In hell with Jesus“ wurde im Sommer 2022 im Wiener Akademietheater im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals uraufgeführt und lief nun an zwei Abenden im koproduzierenden HAU. Die satirische Kritik am Casting- und Audition-System wird noch mit einigen Tanzeinlagen und Musical-Parodien angereichert und mündet in die Pointe, dass ein Hollywood-Produzent das Jesus-Musical gerne verfilmen möchte, dafür müsste Dimchev aber auf all seine Anzüglichkeiten und Sprüche verzichten, was er natürlich dankend ablehnt.

Der 80 Minuten kurze Abend ist näher an der Performance als am Tanz und ein kleiner, mal zotiger, mal flacher, mal amüsanter Spaß mit Seitenhieben auf den Kulturbetrieb.

Bilder: Ivo Dimchev

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