Stille Post

Vom seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zwischen der türkischen Regierung und den Kurden nimmt die deutsche Öffentlichkeit nur selten Notiz. Hin und wieder macht das Thema Schlagzeilen, vor allem in den 1990er Jahren, als PKK-Aktivisten deutsche Autobahnen blockierten oder einige Jahre später PKK-Anführer Abdullah Öcalan festgenommen wurde.

Wie kann man die deutsche Öffentlichkeit, die der Krisenmeldungen überdrüssig ist, dennoch wachrütteln? Diese Frage treibt Aktivistinnen, die Handymaterial aus den Kampfgebieten schmuggeln um? Und sie belastet auch die Beziehung des kurdischstämmigen Lehrers Khalil (Hadi Khanjanpour) und der deutschen Journalistin Leyla (Kristin Suckow).

Der Kreuzberger Regisseur Florian Hoffmann verhandelt in seinem Debütfilm „Stille Post“, der von der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ koproduziert wurde, wichtige Fragen journalistischer Ethik. Das Duo im Zentrum des Films frisiert das Originalmaterial, damit die Bilder mehr aufrütteln und die Redaktionssitzung passieren. Zu spät merken sie, dass auch sie mit Halbwahrheiten und Fake-News instrumentalisiert werden.

In düsteren Farben tippt „Stille Post“ diese Themen oft sehr didaktisch an. An vielen Stellen setzt Hoffmann authentisches Material ein, z.B. eine emotionale Bundestagsrede der damaligen Grünen Oppositionspolitikerin Claudia Roth oder eine Tagesschau-Meldung von Jens Riewa.

Beim achtung Berlin-Festival gewann „Stille Post“ im Frühjahr 2022 zwei Preise: Florian Hoffmann wurde für sein Drehbuch ausgezeichnet, Hadi Khanjanpour als bester Schauspieler. Kurz vor Weihnachten startete das Drama in einigen Programmkinos.

Bild: Nina Reichmann

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert