Final Cut of the Dead

Einen überdrehten Zombie-Spaß gönnte sich das Festival in Cannes zur Eröffnung im Mai 2022: Michel Hazanavicus, Gewinner der Goldenen Palme 2011 mit „The Artist“, beginnt seinen Film „Coupez“ (deutscher Verleihtitel „Final Cut of the Dead“) mit einer Filmbetriebs-Groteske. Eine halbe Stunde lang erleben wir Romain Duris als neurotischen Regisseur Rémi, der eine Truppe von Knallchargen mit drastischsten Mitteln durch eine Zombie-Komödie hetzt. Der Drehort ist verflucht, so müssen seine mäßig begabten Schauspieler*innen (verkörpert u.a. von Bérénice Bejo und Finnegan Oldfield) vor den plötzlich auftauchenden Zombies flüchten, die sich durch die Gemäuer jagen und ihnen die höllische Angst einjagen, die der Regisseur für den Nervenkitzel des Publikums ersehnt.

Final Cut und Credits nach 30 Minuten. Ein so kurzer Spaß? Nein, in den folgenden knapp anderthalb Stunden entwickelt Hazanavicius nach dem Matrjoschka-Prinzip eine Film-im Film-im Film-Story. Rémi entpuppt sich als mäßig erfolgreicher Regisseur, der fürs schnelle Geld vom Internet-Video bis zur Klamotte alles dreht, was ihm angeboten wird, und damit der Wunschkandidat der japanischen Investorin Madame Matsuda (Yoshiko Takehara) ist, die sich für die neue Streaming-Plattform „Z“ eine publikumswirksame, blutige Zombie-Plansequenz wünscht. „Z (comme Z)“ sollte ursprünglich auch die Hazanavicius-Komödie heißen, nach dem Missbrauch dieses Buchstabens in Putins Feldzug gegen die Ukraine war dies aber offensichtlich nicht mehr möglich.

Trotz einiger Längen in der zweiten Hälfte ist „Final Cut of the Dead“ eine vergnügliche Genre-Komödie, die sich in absurde Volten hineinwirft und nur selten geschmacklose Gags abfeuert. Am Eröffnungsabend in Cannes wurde sie mit mäßiger Begeisterung aufgenommen. Ein wesentlicher Grund: Kenner der japanischen Vorlage „One cut of the dead“, einer Zombie-Komödie von Shinchiro Ueda aus dem Jahr 2017, kritisierten, dass der Film kaum eigene Akzente setzt und das Remake wesentlich weniger originell sei.

In Berlin lief „Final Cut of the Dead“ bereits beim Festival „Around the World in 14 films“, pünktlich zum Höhepunkt des Karnevals wird der durchgeknallte Spaß in den Kinos starten.

Bild: © Lise Ritaine/Getaway Films

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