Als der staatenlose Sohn palästinensischer Flüchtlinge mit nur 24 Jahren starb, widmete ihm die FAS einen langen Nachruf. Mit wütender Lyrik, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde, hatte er in alle Richtungen ausgeteilt: gegen die islamische Religion, gegen die als rassistisch empfundene dänische Mehrheitsgesellschaft, gegen den linksliberalen Kulturbetrieb, der ihn als Shootingstar feierte.
Zwei Jahre nach Yahya Husseins Tod widmete ihm Murat Dikenci, Künstlerischer Leiter der Universen in der Cumberlandschen Bühne des Schauspiels Hannover, einen einstündigen Abend, der an diesem Wochenende im Studio des Gorki Theaters gastierte. Aus dem Off kommt die Stimme von Hassan Akkouch, der bei der mittlerweile legendären „Verrücktes Blut“-Inszenierung am Ballhaus Naunynstraße dabei war, später am Gorki Theater und den Münchner Kammerspielen spielte und zuletzt vor allem in TV-Krimis und Serien wie „4 Blocks“ zu sehen war. Überraschend monoton, fast wie eine Litanei, spricht er die Texte. Wie beiläufig sind die kleinen wütenden Spitzen in einen Text eingestreut, der mit sonorer Stimme vorgetragen wie in Watte gepackt wirkt. Diesen sehr speziellen Rezitierstil habe Yahya Hassan als „das genau kalkulierte Gegenteil der handelsüblichen Emphase von Spoken Words Poetry“ geprägt, erklärte die taz-Rezension zur Hannoveraner Premiere dieser Performance.
Begleitet wird der Text aus dem Off von einigen kurzen Video-Einspielern und vor allem von der Performance des ivorischen Tänzers Bi Vro Alain Serge Irie und des montenegrinischen Künstlers Edi Kastrati. Fast ständig sind die beiden in Aktion und bespielen den gesamten kleinen Bühnenraum. Zu beliebig wirkt jedoch ihre Choreographie, zu selten ergänzen sich Off-Lesung und Performance schlüssig.
Bild: Sinje Hasheider