Amerika

Düster und getragen beginnt Falilou Seck den Abend vorne an der Rampe mit einem Fremdtext von Jean Baudrillard. Doch die restlichen zwei Stunden flitzt und springt das siebenköpfige Ensemble, begleitet vom Live-Fotografen Marcel Urlaub, durch einen comichaft-grellen Abend wie auf Speed. Doch leider strampeln und treten sie wie im Hamsterrad nur auf der Stelle.

Ständig wechseln sie die Rollen, alle sind Karl Rossmann, keiner ist Karl Rossmann und zappeln slapstickhaft durch einen Wald aus Zeichen US-amerikanischer Popkultur, die verfremdet wurden: Vom Goodyear-Reifen bis zum Nike-Turnschuh hat Barbara Steiner spielt mit allerlei Lifestyle-Marken, die sie auf eine ansonsten zugemüllte Bühne platzierte. Ganz vorne ragen zwei überdimensionale Kippen ins Publikum.

Ärgerlich und sinnlos verqualmt sind weite Strecken eines Abends, der aktionistisch auf der Stelle tritt, zwar nah am vor mehr als hundert Jahre altem, Fragment gebliebenen Plot bleibt, aber bei seiner von eingespielten Krach-, Wumm- und Pling-Lauten begleiteten Hetze von Szene zu Szene nicht mal näherungsweise den Kafka-Ton trifft. Ästhetisch wirkt der Abend sehr angestaubt und in den 90ern stecken geblieben. Die zwei Stunden ziehen sich trotz aller tief aus der Klamottenkiste hervorgekramten Slapstick-Einfälle und Turbo-Aktionen extrem langatmig und kreisen um eine „leere Mitte“, wie es Eberhard Spreng im Deutschlandfunk auf den Punkt brachte. Diese Roman-Adaption ist einer der Tiefpunkte der Berliner Spielzeit.

Bild: Esra Rotthoff

 

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