Mit einem interessanten Gedanken-Experiment konfrontiert Alex Schaad das Publikum bei seinem Debütfilm, der gleich nach Venedig eingeladen wurde, in der „Settimana Internazionale della Critica“ lief und mit dem Queer Lion ausgezeichnet wurde: Was passiert mit einem Liebespaar, wenn es möglich wäre, seinen Körper einfach zu tauschen?
Z.B. in einen jüngeren, sportlicheren, wie Mo (Alex Schaads Bruder und Co-Drehbuchautor Dimitrij Schaad) beglückt feststellt? Er war ohnehin schon mit XXL-Selbstbewusstsein gesegnet und agiert nun noch lauter und übergriffiger, als er im gestählten Body von Tristan (Jonas Dassler) steckt. Oder in einen Körper mit anderem Hormonhaushalt, der die hübsche Leyla (Mala Emde) von ihren Depressionen loskommen lässt, als sie mit Fabienne (Maryam Zaree) und Roman (Thomas Wodianka) tauscht? Zeremonienmeisterin ist Stella (Edgar Selge), eine Studentin, die im Körper ihres verstorbenen Vaters feststeckt, der das wissenschaftliche Geheimrezept zum Körpertausch entwickelt hat.
Unverzichtbar für das Gelingen des Films ist die beeindruckend starke Schauspiel-Riege, die Dimitrij Schaad zusammengetrommelt hat. Mit den meisten hat er schon am Gorki Theater zusammengearbeitet, wo er ab 2013 Aushängeschild und Rampensau war, bevor er sich seit 2019 mehr auf das Kino konzentrierte. Mit wohldosierten Nuancen machen sie deutlich, welche Persönlichkeit hier in einen fremden Körper wechselte.
Einige Volten schlägt der Film am Ende, bietet mehrere Auswege und Lösungen an, die er jeweils wieder verwirft, und lässt die entscheidenden Fragen bewusst unbeantwortet, um das Publikum zum Weiterdenken herauszufordern.
Nach der Venedig-Premiere lief „Aus der Haut“ bereits auf einigen Herbst-Festivals z.B. in Hamburg, Zürich und Mannheim-Heidelberg, bevor er am 23. Januar das Max Ophüls-Festival in Saarbrücken eröffnen und am 2. Februar in den Kinos starten wird.
Bild: © AMH_WALKER WORM_XVERLEIH