Iron Butterflies

Natürlich reißen sich kurz vor dem Jahrestag des Angriffs von Russland auf Kiew die internationalen Festivals um politische Dokumentationen zu diesem Thema. So wundert es nicht, dass „Iron Butterflies“ im Januar in Sundance lief und im Februar auch auf der Berlinale zu sehen sein wird.

Roman Liubyi macht von Beginn an deutlich: nein, der Krieg begann nicht erst am 24. Februar 2022. Seit fast einem Jahrzehnt wurde in der Ostukraine gekämpft, die Krim hat Putin bereits 2014 annektiert. In jenem Jahr blickte die Weltöffentlichkeit schon einmal für einige Monate auf die Ukraine. Kurz bevor das Interesse erlahmte und dem Minsker Abkommen ein fragiler Status quo ausgehandelt wurde, erschütterte der Absturz des Linienflugs MH 17 von Amsterdam-Schiphol nach Kuala Lumpur die Weltöffentlichkeit. Über der Region Donezk stürzte ein Flugzeug ab, alle Passagiere und die Crew kamen ums Leben, an Bord waren vor allem Touristen.

Ohne Off-Kommentar stellt „Iron Butterflies“ Nachrichten-Schnipsel dar und zeigt, wie das Ereignis für hybride Kriegsführung und Fake-News missbraucht wurde. Russische und westliche Quellen werden nebeneinander geschnitten, ebenso unvermittelt wie unbeholfen sind kleine Spiel- und Tanzszenen dazwischen geschnitten, die das Grauen des Krieges symbolisieren sollen.

Während Russland bis heute alle Vorwürfe abstreitet, hat ein niederländisches Strafgericht im November 2022 mehrere Offiziere der russischen Separatisten zu lebenslanger Haft verurteilt, da alle indizien für einen Abschuss mit einer Luftabwehrrakete sprechen. Die Angeklagten wurden in Abwesenheit verurteilt, Russland verweigert ihre Auslieferung.

„Iron Butterflies“ behandelt ein wichtiges Thema, hat für aufmerksame Zeitungsleser aber wenig Neues zu bieten. Auch die filmische Umsetzung als unkommentierte Collage aus News-Archivmaterial wirkt nicht überzeugend.

Bild: Babylon 13

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