Bros

Zwanzig Uniformierte treten mit Schlagstöcken auf. Über Headseats dirigiert Romeo Castellucci die Laien, die er in jeder Stadt neu rekrutiert. Seit 2021 ist „Bros“ auf Tour, nach der Deutschland-Premiere bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen gastierte die Inszenierung nun auch bei den Lessingtagen am Thalia Theater.

In den knapp 90 Minuten werden die schlimmsten Exzesse von Polizeiübergriffen reenactet. Mit Schlagstöcken dreschen die Polizisten auf ihre wehrlosen Opfer ein, Waterboarding ist ebenso an der Tagesordnung wie der Einsatz von Schäferhunden.

Selten waren Triggerwarnungen so angebracht wie bei dieser Inszenierung, die Castellucci nach mehreren Polizeieinsätzen gegen die französischen Gelbwesten konzipierte, die er während der Proben zu einer Pariser Operninszenierung miterlebte. Die bloße Dopplung stumpfer, brutaler Gewalt und die Zitate der Black Lives Matter-Morde durch Polizisten rahmt Castellucci mit einem Stilmittel, das schon aus früheren Arbeiten bekannt ist: Der Gewaltporno ist gerahmt von sakralen Motiven, der Anbetung einer Statue und einem Auftritt des 80jährigen Valer Dellakeza mit einem rumänischen Monolog als Prophet Jeremias zu Beginn des Abends. Philosophisch angehauchte Motti werden vorab auf Flyern verteilt und auf großen Aufstellern auf Latein mit deutscher Übersetzung aus dem Off in die Inszenierung eingebracht. Über weite Strecken wirkt Castelluccis neue Arbeit kunstgewerblich und auf bloßen Effekt hin inszeniert.

Bilder: Jean Michel Blasco

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