Maryam Touzanis stiller, sehr senibel erzählter Film „Das Blau des Kaftans/Le bleu du caftan“ war ein Highlight in der Sektion Un certain regard in Cannes 2022 und wurde mit dem FIPRESI-Preis ausgezeichnet.
Mina und Halim sind seit Jahrzehnten ein Paar und betreiben gemeinsam eine Maßschneiderei in der Medina von Salé an der marokkanischen Atlantikküste. Die beiden verstehen sich auch ohne viele Worte, lachen über die exaltierten Sonderwünsche der lokalen Prominenz und haben sich mit einem Geheimnis arrangiert: Halim (Saleh Bakri) fühlt sich zu Männern hingezogen. Da dies in Nordafrika weiterhin ein Tabu ist, kann er sich nur heimlich zum Sex in den Einzelkabinen des Hamams treffen.
Mina (Lubna Azabal) hat diese regelmäßigen Ausflüge akzeptiert. Als der bildhübsche junge Lehrling Youssef (Ayoub Missioui) im Laden einfängt, registriert sie schnell, wie die Blicke zwischen den beiden Männern intensiver werden.
In zwei intensiven Kinostunden erzählen Touzani und ihr Partner und Drehbuch-Co-Autor Nabil Ayouch, wie sich die Kräfteverhältnisse in diesem Dreiecks-Kammerspiel austarieren. Das zweite große Thema neben der heimlichen Liebe ist das Sterben und Abschiednehmen: Mina, die gerne den Ton angibt und anfangs das Kraftzentrum in dem Dreieck ist, fühlt sich zunehmend schwächer und ist unheilbar an Krebs erkrankt.
„Das Blau des Kaftans“ lief auf diversen kleineren Festivals, z.B. in Athen (Publikumspreis und griechischer Kritikerpreis), Chicago (Silberner Hugo), Hamburg, Marrakesch (Preis der Jury), Valladolid (beste Schauspielerin) und Vancouver (Publikumspreis). Marokko hat ihn ihn zur Oscar-Verleihung für den besten fremdsprachigen Film nominiert.
Am 16. März 2023 startet „Das Blau des Kaftans“ in den deutschen Programmkinos.
Bilder: Arsenal Filmverleih