In einer Scheune ringen die Frauen einer Mennonitengemeinde, wie sie auf die jahrelangen Übergriffe ihrer Männer reagieren sollen. Regelmäßig wurden sie mit Viehdrogen betäubt und vergewaltigt. Wenn sie blutend oder mit Schmerzen aufwachten, wurde ihnen eingeredet, dass böse Dämonen über sie hergefallen seien.
Als die Wahrheit ans Licht kommt und die Männer für 48 Stunden in der nächsten Stadt sind, um eine Kaution zu hinterlegen, beraten die Frauen über drei Optionen: Still weiterzumachen, als ob nichts wäre, scheidet bald aus. Die Diskussionen konzentrieren sich bald auf die Frage, ob die Frauen hierbleiben und für ihre Freiheitsrechte kämpfen oder gemeinsam aus der evangelikalen Gemeinde wegziehen sollen.
Kammerspielartig fokussiert sich die kanadische Regisseurin Sarah Polley auf den Schlagabtausch der Wortführerinnen, der vom Lehrer August (Ben Whishaw) feinsäuberlich protokolliert wird. „Women Talking“ lautet der Originaltitel des Films wie auch der Romanvorlage von Miriam Toews, die 2018 zum Bestseller wurde und reale Missbrauchsfälle in einer bolivianischen Kommune aufgriff. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis auch Theaterbühnen diesen Stoff für sich entdecken werden.
Polley versteht es, auf der Hollywood-Gefühlsklaviatur zu spielen. Das Pro und Contra untermalt die isländische Cellistin Hildur Guðnadóttir untermalt, in den Meinungskampf der Frauen ist die unglückliche Liebesgeschichte zwischen August und der schwangeren Ona (Rooney Mara) verwoben. Dieser Nebenstrang zielt etwas zu platt auf die Tränendrüsen, insgesamt ist „Die Aussprache“ sehenswertes, feministisch engagiertes Kino.
Nach der Premiere in Telluride lief „Women Talking“ auf weiteren Festivals wie Toronto, New York und Wien. Mit Außenseiterchancen konkurriert der Film auch um die Oscars, neben der Königsklasse (bester Film) wurde Polley auch für die Drehbuch-Adaption der Roman-Vorlage nominiert. Update: In dieser Kategorie gewann sie am 12. März tatsächlich den Oscar. Am 9. Februar 2023 startete „Die Aussprache“ in den deutschen Kinos.
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