Miroloi

Weit gingen die Meinungen in den Feuilletons im Sommer 2019 auseinander, als Karen Köhler ihren Debüt-Roman „Miroloi“ veröffentlichte. Die einen schwärmten von einer packenden Coming of Age-Geschichte einer jungen Frau, die auf einer dystopischen Insel gegen das Patriarchat und religiöse Fanatiker kämpft. Andere fanden, dass der Roman zu holzschnittartig auf dem feministischen Zeitgeist surfe und nur ein gut gemeintes Buch für junge Leser*innen sei.

An diese Gruppe richtet sich „Miroloi“, das Liesbeth Coltof mit einem bemerkenswert diversen Ensemble meist junger Laien (11 Kinder und Jugendliche vom Jungen DT und zwei Erwachsene) vor einem Jahr einstudiert hat. Die Bühnenfassung bleibt nah am Roman-Plot, die jungen Spieler*innen wechseln sich in den Hauptrollen kontinuierlich ab.

Die Einschüchterungen der jungen Frau, ihr Freiheitswille und das Pochen des Patriarchats auf die religiösen Vorschriften der „Qurabel“ sind von der Autorin und vom Team der Theater-Adaption ganz  bewusst überzeitlich angelegt, erinnern jedoch frappierend an die aktuellen Proteste im Iran.

Auch wenn „Miroloi“ nicht an die mitreißendsten Inszenierungen des Jungen DT wie „Draufgängerinnen“ heranreicht, ist es doch ein solider Empowerment-Abend, der auf seine Zielgruppe zugeschnitten ist und ein halbes Jahr nach der Premiere im vergangenen Herbst mit dem FAUST des Deutschen Bühnenvereins für die beste Inszenierung für ein junges Publikum ausgezeichnet wurde.

Bild: Arno Declair

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