Manodrome

Ein Psychogramm sehr fragiler Männlichkeit bietet Jesse Eisenberg in „Manodrome“. Er spielt den Uber-Fahrer Ralphie, der sich im vorweihnachtlichen Amerika mit prekären Jobs durchschlagen muss. Im Fitness-Studio schüchtern ihn die Muskelberge der durchtrainierten Typen ein. Auch die Aussicht, dass er bald gemeinsam mit seiner Freundin Sal (Odessa Young statt der ursprünglich vorgesehenen Riley Keough, die nach Terminschwierigkeiten nur als Produzentin an Bord blieb) ein Baby bekommt, stärkt sein Selbstbewusstsein nicht. Da seine Partnerin an der Supermarkt-Kasse auch nicht gut verdient, bedrückt ihn die Aussicht, ein weiteres Familienmitglied ernähren zu müssen.

Ein Kumpel, der wie er vor kurzem bei einer Firma rausgeflogen ist, schwärmt ihm vom Männerbund „Manodrome“ vor: auf einem Landsitz hat Dad Dan (Adrien Brody) eine Gruppe verunsicherter und verlassener Typen um sich geschart, die sich von Frauen gedemütigt fühlen und durch Enthaltsamkeit zu Stärke zurückfinden wollen. Der Anführer dieses toxischen Bundes brüllt ihnen Psycho-Sprüche ins Ohr, die sie kollektiv wiederholen.

Hauptdarsteller Eisenberg wirft sich in die Rolle und spielt seine Figur des Zerrissenen, der von Beginn an verunsichert ist, aber schließlich völlig den Halt verliert, eindrucksvoll. Für die kleine, 98 Minuten kurze Charakterstudie arbeitete der südafrikanische Regisseur John Trengove erstmals mit US-amerikanischen Stars zusammen und bringt somit etwas internationalen Glamour in den Wettbewerb um die Bären. Berlinale-Stammgäste erinnern sich noch an seinen Panorama-Eröffnungsfilm „The Wound“ (2017) über Beschneidungsrituale, vielleicht auch an seinen Generation-Kurzfilm „iBhokhwe (The Goat)“ (2014).

Bilder: Wyatt Garfield

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