In seinen besten Momenten erzählt Steven Spielberg in seinem semiautobiographischen Werk „Die Fabelmans“, wie ein kleiner Junge in Filmleidenschaft entflammte. In den 1950er Jahren nehmen Mitzi und Burt Fabelmann ihren Sohn Sammy (Gabriel LaBelle) mit ins Kino. Mit offenem Mund sieht er die spektakuläre Zugkollision in „Die größte Schau der Welt“ und ist ganz besesssen davon, die Szene mit der Modelleisenbahn im Hobbykeller nachzustellen und mit Super 8-Kamera zu folgen. In der Filmografie des Nachwuchstalents folgen Horror-Parodien und Sandalen-Filme: für erste wickelt er die beiden Schwestern in Toilettenpapier ein, bei letzteren wird das gesamte Pfadfinder-Ferienlager als Statisten rekrutiert.
In seinen überlangen 2,5 Stunden mäandert der Film aber zu oft. Unter dem Strich bleibt neben den vielversprechenden Szenen über die Initiation eines Regisseurs, die den Beginn prägen, recht sentimentales Unterhaltungskino. Sammy beobachtet das chaotische Familienleben und die zunehmende Entfremdung der Eltern. Der Technik-Nerd Burt (Paul Dano) und die verhinderte Konzert-Pianistin Mitzi (Michelle Williams) sind zu unterschiedlich, sie sehnt sich nach Burts Ex-Kollegen und Familienfreund Bernie (Seth Rogen), den sie nach ihrem Umzug (zunächst nach Arizona, später nach Kalifornien) in New Yersey zurückließen.
Das Mobbing durch die hochgewachsenen Sportskanonen an der neuen Schule in Kalifornien und antisemtische Beleidigungen sind weitere wichtige Motive dieses Alterswerks, das ein paar vergnügliche Momente hat, seine Geschichte aber oft auch recht gemächlichb dahinplätschert.
Bei der Premiere in Toronto gewann Spielberg einen Publikumspreis, im Januar folgten zwei Golden Globes (bestes Drama, beste Regie). Heute Abend wird der Hollywood-Starregisseur, der das Blockbuster-Kino der vergangenen Jahrzehnte prägte, nach der „Fabelmans“-Vorführung den Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. In die Oscar-Verleihung geht der Spielberg-Film mit siebe Nominierungen ebenfalls als einer der Favoriten: diese Art von gefühlvollem, leicht kitschigem Unterhaltungskino ist ganz nach dem Geschmack der Academy.
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