The Last Word

Der Gerichtssaal sei der letzte Ort in Russland, an dem Kritik noch frei und unzensiert geäußert werden kann, sagte Anna Narinskaya (Journalistin, Dokumentarfilmerin und Ausstellungskuratorin) über ihre Collage aus Stimmen verurteilter Frauen, die im Studio des Gorki Theaters gezeigt wird.

Die meisten Namen kennen nur Insider*innen, sie stehen im Schatten der prominenteren Fälle von Kirill Serebrennikow und „Pussy Riot“. Letztere bilden auch den Höhepunkt des knapp einstündigen Abends. Alisa Khazanova, die mittlerweile in London lebt, brüllt sich die Punkrock-Songs der russischen Gruppe aus der Seele und performt den Schlussappell von Maria Aljochina und Nadezhda Tolokonnikova: ihre Verurteilung wegen Blasphemie im Jahr 2012 war eines der ersten Warnsignale für eine noch autoritärere Linie in Russland, nachdem Dmitiri Medwedews Präsidentschaft immerhin einige Spurenelemente von Liberalisierung aufwies.

Zuvor stellte Khazanova Szene für Szene die letzten Worte im Gerichtssaal vieler weiterer Protagonistinnen vor, deren Namen an die Gaze-Wand projiziert wurde. Maxim Didenko, der wie Narinskaya seit vergangenem Jahr im Berliner Exil lebt, hat die politische Dokumentartheater-Collage eingerichtet. Khazanovas Studiobühnen-Partner Valentin Tszin krümmt sich zu den Erzählungen von Repression und Gewalt am Boden.

„The Last Word“ ist ein kurzer, eindringlicher Kommentar zur aktuellen Lage in Russland und feierte am 30. Dezember Premiere im Studio des Gorki Theaters. An zwei Abenden war das Stück dort in dieser Woche wieder zu erleben.

Bild: Ute Langkafel MAIFOTO

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