Der Würgeengel

Die elegante Abendrobe von Sandra Hüller und ihren Mitstreiter*innen ist wie in Luis Buñuels häufig adaptiertem surrealistischem Film-Klassiker. Doch in der Inszenierung von Johan Simons sind sie nicht in einer Villa gefangen, sondern hinter den viel zu kleinen Tischen eines Klassenzimmers von Bühnenbildner Johannes Schütz.

In Loops verhandeln sie ihre prekäre Lage. Ratlos und wie gelähmt verharren die fünf, halbherzige Ausbruchsversuche sind zwecklos, stattdessen beginnt die Suche nach einem Sündenbock, den das verlobte Paar (Anne Cathrin Buhtz/Roman Kanonik) in Sandra (Sandra Hüller) gefunden zu haben glaubten.

Als Theaterabend bleibt die „Würgeengel“-Adaption recht statisch und zäh. Wie ein Fremdkörper wirken die kurzen Gastauftritte der Friday for Future-Aktivistinnen (Mina Skrövset / Tabea Sander wechseln sich bei den Vorstellungen ab), zu plakativ an den Rest des Abends angeklebt wirken ihre Lecture Performances über aussterbende Tierarten.

Die Koproduktion von Schauspielhaus Bochum und Schauspiel Leipzig lohnt sich als Theaterabend kaum, überzeugt jedoch als Sandra Hüller-Konzert. Die Starschauspielerin, die mit Simons seit Jahrzehnten und schon an den Münchner Kammerspielen eng zusammenarbeitet, performt „Psalmen und Popsongs“, wie der Untertitel des Abends lautet. Begleitet von Laura Wasniewski an der Kirchenorgel und Moritz Bossmann an der Hammondorgel singt Hüller gemeinsam mit dem restlichen Schauspiel-Quartett (Buhtz/Kanonik aus dem Leipziger Ensemble, Alexander Wertmann/Marius Huth aus dem Bochumer Ensemble) mehrere von Johann Sebastian Bach vertonte Psalmen. Vor allem glänzt Hüller bei ihren Pop-Soli von „Girls just wanna have fun“ von Cyndi Lauper bis „My Future“ von Billie Eilish.

Bilder: Armin Smailovic

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