Tatort: Nichts als die Wahrheit

Zu Corinna Harfouchs Einstand als Tatort-Kommissarin in Berlin hat ihr die ARD statt der üblichen 90 Minuten gleich die doppelte Länge an Sendezeit eingeräumt. In der ersten Hälfte schleppt sich die Exposition der Figuren im Drehbuch von Stefan Kolditz/Katja Wenzel recht langsam dahin. Der zweite Teil ertrinkt in einer kolportagehaften Story über ein rechtsextremen Netzwerk, das Verfassungsschutz, eine rechtspoulistische Richterin, ein Immobilien-Spekulant und Polizei-Seilschaften bilden.

Über Feindeslisten, die Rechtsterrorist*innen schreiben, und die Verstrickung des Verfassungsschutz haben kritische Journalisten in den vergangenen Jahren viel Wissenswertes recherchiert. Das wichtige Thema der Bedrohung von rechts wird hier aber zu holzschnittartig und mit Figuren ohne klare Konturen und Tiefgang behandelt.

Während Mark Waschke als Robert Karow vor allem damit beschäftigt ist, ungläubig zu gucken und Bauklötze zu staunen, darf Harfouch wieder einmal die Souveränere spielen. Nach internen Zerwürfnissen an der Polizeiakademie, wo Susanne Bonard seit Jahren lehrte, geht sie zur Mordkommision. Die Schuldgefühle plagen sie nach einem eklatanten Patzer, der so gar nicht zu ihrer überlegt und selbstsicher auftretenden Figur passt: den telefonisch Hilferuf einer offensichtlich verstörten ehemaligen Polizeischülerin (Kaya Marie Möller) hat sie nach Feierabend einfach abgewimmelt.

Das Drehbuch zu Robert Thalheims TV-Zweiteiler hat einige Schwächen, mit denen Corinna Harfouch bei ihrem Einstieg als Kommissarin zu kämpfen hat.

Bild: © rbb/Pascal Bünning

 
   

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