Hamlet

Schmerzhafte Erinnerungen an die überwunden geglaubte Loopverliebthat der Jurys der präpandemischen Theatertreffen-Jahrgänge werden beim letzten Gastspiel der 10er Auswahl wach. Nach knapp zwei Stunden scheint die „Hamlet“-Remix-Version von Philipp Preuss, der die Szenen straffte und neu kombinierte, an ihr Ende gekommen. Doch der ganze Albtraum des Dänen-Prinzen geht kurzerhand noch mal von vorne los. Die eine Hälfte des Publikums flüchtet zum Teil sichtlich genervt durch die bereits geöffneten Türen ins Foyer, der Rest harrt stoisch eine weitere halbe Stunde bis zum Schlussapplaus aus.

Loopartig wurden der berühmte Satz vom „Sein ODER Nichtsein“ oder andere markante Bruchstücke dieser Shakespeare-Bearbeitung auch in den zwei Stunden schon mehrfach wiederholt. Neben diesen Schleifen ist die Verdopplung des Hamlet die zentrale Idee dieser Inszenierung: Niklas Herzberg und Felix Axel Preißler teilen sich die Titelrolle. Die ganze Tragödie, die sich an einer riesigen, an Putins Verhandlungstisch erinnernden und durch Spiegel weit in den Bühnenrückraum verlängerten Tafel abspielt, wird zum Selbstgespräch: Hamlet ist nach der Lesart von Regisseur Preuss und seinem Dramaturgen Alexander Kohlmann in einem Verzweiflungs-Limbo und selbstzerstörerischen Gedankenschleifen gefangen.

Philologisch ist dieser Ansatz interessant, in der theatralen Umsetzung wird er zum quälenden Graubrot aus Redundanzen und Loops, die vom verbliebenen Publikum freundlichen Applaus ernteten, während der Rest draußen schon die letzten Sonnenstrahlen dieses Pfingsttags genoss statt sich den Depressionsschleifen des Dänen-Prinzen auszusetzen.

Bild: Claudia Heysel

 

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