Mein Leben in Aspik

Als Verwirrspiel hat Steven Uhly seinen Debütroman angelegt, der bereits 2010 erschien und vor allem von Florian Illies in der ZEIT gefeiert wurde. Ständig neue, immer aberwitzigere Volten schlägt der Familien-Trauma-Selbstfindungs-Trip der Hauptfigur, die aus dem Kreuzberger Mauer-Biotop der 1980er auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickt.

Neben der Oma mit ihren Giftmord-Phantasien kommen von Inzest und Pornographie bis NS-Zwangsarbeit diverse, sich gegenseitig widersprechende, falsche Fährten auslegende Geschichten dieser Familie zu Wort. Für eine Bühnen-Bearbeitung drängt sich dieser Roman jedoch nicht auf.

13 Jahre nach dem Erscheinen des Buchs wagte sich Friederike Drews, Regieassistentin am Deutschen Theater Berlin, für eine ihrer ersten Arbeiten in der Box an diesen Stoff. Zwei Spieler*innen, beide nur zu Gast am DT, aber mit langer Erfahrung an anderen Häusern, teilen sich die zahlreichen Rollen und switchen zwischen den Figuren. Der Verwirrspiel-Charakter des Stoffs wird damit noch zusätzlich betont, das Regie-Konzept lässt dem Duo Simon Brusis/Susanne Jansen wenig Raum für eigene Akzente.

Im Frühjahr war „Mein Leben in Aspik“ zum „Radikal jung“-Festival ans Münchner Volkstheater eingeladen, gestern fand in der Box am vorletzten Abend von Ulrich Khuons Intendanz parallel zu den Promi-Abschiedsreden die Dernière auf der kleinsten Bühne statt.

Bild: Arno Declair

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