Adolfo

Mit einer kleinen Skurrilität endete die viertägige Sommer-Berlinale im Freiluftkino Friedrichshain. Sebastian Markt, Leiter der Generation 14 plus, stellte den mexikanischen Debütfilm „Adolfo“ von Sofía Auza vor, der im Februar überraschend den Gläsernen Bären, den Hauptpreis dieser Sektion für junges Publikum gewann.

69 Minuten kurz ist diese Teenie-Romanze, die vom zufälligen Aufeinandertreffen von Hugo und Momo an einer Bushaltestelle erzählt. Der Film lebt vom Zusammenprall unterschiedlicher Temperamente: Sie ist draufgängerisch, lädt ihn sofort zu einer Kostüm-Party schräger Gestalten ein. Frisch aus dem Drogenentzug entlassen kreuzt sie dort im Outfit von Amelia Earhart, einer feministischen Aktivistin und Flugpionierin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist scheu und grüblerisch, gerade hat er seinen Vater durch einen Suizid per Kopfschuss verloren. Von träumerischen Indie-Gitarrenriffs unterlegt, wird dieser Erzählstrang bis zum recht kitschigen Finale weiterverfolgt.

Noch skurriler wird der Film durch die stumme Titelfigur: hinter „Adolfo“ verbirgt sich ein schrumpliger Kaktus. Es war der letzte Wunsch des Vaters, dass Hugo für die Wüstenpflanze einen neuen Lebensraum findet. Dies ist der Ausgangspunkt für ein kleines Roadmovie zu dritt, das überraschend ausgezeichnet wurde, bisher aber keinen Verleih fand.

Bild: The Immigrant

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