Black Box

Als sozialrealistisches Drama bildet „Black Box“ die Schikanen durch Hausverwaltungen und intransparente Investmentsgesellschaften, die sich auf dem Berliner Immobilienmarkt breitmachten. Felix Kramer spielt Herrn Horn, der sich in einem Glaskubus im Zentrum des Hinterhofs verschanzt, alles und jeden und alle Beschwerden teflonartig an sich abprallen lässt, eindrucksvoll.

Kammerspielartig zeichnet die zwischen Berlin und Istanbul pendelnde Regisseurin und Drehbuchautorin die verschiedenen Stadien der Diskussionsprozesse in diesem Mikrokosmos nach: Der Lehrer Erik Behr (Christian Berkel) versucht vergeblich, die restlichen Miet- und Eigentums-Parteien mit einer Unterschriftensammlungen zu mobilisieren. Als das Arbeits- und Kontrollzentrum von Herr Horn installiert wurde, mussten die Mülltonnen weichen und sorgen nun genau vor Behrs Fenster für Geruchsbelästigungen. Die Nachbarn (André Szymanski, Anna Brüggemann, Anne Ratte-Polle) machen eigene Deals mit der Verwaltung oder sind wie Henrike Koch (Luise Heyer) mehr mit ihren Job- und Beziehungsproblemen beschäftigt.

Özge hätte es bei diesem Erzählstrang belassen können, der virulente Probleme dieser Stadt in packender Kammerspiel-Thriller-Manier gekonnt deutlich macht. Ihr schwebte aber ein umfassenderes Panorama vor: die Unsicherheit im Block wächst, als die Polizei ihn wegen Terrorwarnungen absperrt und sehr intransparent kommuniziert. Viele, fast zu viele Themen, die sie umtreiben, packt Özge hinein: von Rassismus bis zu Anspielungen auf die Corona-Lockdowns.

Gegen Ende droht „Black Box“ etwas auszufransen, ist aber gerade auch als Zeitdokument für eine Gesellschaft, die in überlappenden Krisen und medialen Hysterien nach Orientierung sucht, sehenswert.

Nach der Premiere in der Reihe „Neues Deutsches Kino“ beim Filmfest München startete „Black Box“ am 10. August 2023 in den Kinos.

Bild: © Julian Atanassov / Port au Prince Pictures

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