Die Ankündigungen klangen etwas angestaubt: Ein Martial-Arts-Film für Fans? Das nächste Sozialdrama über Migrantinnen in der britischen Gesellschaft?
Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: Furios wirbelt Regisseurin und Drehbuchautorin Nida Manzoor bei ihrem Debütfilm durch die Genres und springt in ihrem hakenschlagenden Plot aus jeder Schublade. „Polite Society“, das in der Midnight-Section in Sundance Premiere feierte, ist vieles auf einmal: turbulente Kampfkunst-Action, witziges Duell zwischen den Protagonistinnen Ria Khan (Priya Kansara) und Raheela, der Schwiegermutter ihrer Schwester (Nimra Bucha), Wedding-Crasher-Komödie mit Krimiplot, Auseinandersetzung mit arrangierten Ehen und den patriarchalen Normen, gegen die hier die Töchter aus Einwandererfamilien selbstbewusst rebellieren.
All das packt Manzoor in temporeiche 103 Kino-Minuten, die Annett Scheffel in ihrer SZ-Kritik schon mit dem Oscar-Überraschungshit „Everything Everywhere All at Once“ verglich. In der Tat ist „Polite Society“ ein sehr sehenswertes Debüt, das die Erwartungen geschickt unterläuft. Eine weitere Entdeckung ist Kansara in der Hauptrolle der jungen Frau, die von der Karriere als Stuntfrau träumt, in der Realität aber meist noch unsanft auf der Nase landet.
Kinostart: 24. August 2023
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