Letzter Abend

Ein WG-Abend unter Millenials: die Ärztin Lisa (Pauline Werner) zieht es aus der niedersächsischen Tiefebene an die Charité, ihr depressiver Musiker-Freund Clemens (Sebastian Jakob Doppelbauer, auch Co-Drehbuchautor) wirkt nur wie ein Anhängsel, der schnöselige Orthopäde Jan (Julius Forster) passt viel besser zu ihr.

Bevor sie die legendär langweilige Stadt an der Leine verlassen, aus deren Staatsschauspiel-Ensemble sich ein großer Teil des Casts zusammensetzt, geben sie ein Abschiedsessen, bei dem von Beginn alles schief geht. Ein Manko des Films ist, dass die Figuren so klischeehaft unsympathisch wirken. Lehrbuchartig werden die Stufen der Eskalation in diesem tragikomischen Kammerspiel, das im Sommer 2020 zwischen den Lockdowns entstand, abgearbeitet, bis die Beziehung von Lisa und Clemens schließlich ganz in Scherben liegt.

Der 90minütige Debütfilm von Lukas Nathrath bietet einige Insider-Gags: Nikolai Gemel, als Hauptdarsteller im Hannoveraner Überraschungshit „Ein Mann seiner Klasse“ zum Theatertreffen 2022 eingeladen, spielt den exaltierten österreichischen Schauspieler Marcel, der nach einer übergriffigen Situation in einer Solo-Performance vom Theater suspendiert wurde: „Aber die Nachtkritik war doch gut!“, sprechen sich Clemens und Marcel gegenseitig Mut zu.

Immer wieder ziehen sich einzelne ins Bad zurück, um kurz durchzuatmen, da der Millenial-Small-Talk der so gegensätzlichen Typen, die nicht zusammen passen und einen WG-Party-Abend miteinander auskommen sollen, anders kaum auszuhalten wäre.

„Letzter Abend“ ist ein solider Debütfilm, der schon im Entstehungsprozess im Sommer 2022 mit dem „First Look Award“ und beim Nachwuchs-Event Max Ophüls-Festival im Januar 2023 für die Beste Regie ausgezeichnet wurde. Am 24. August 2023 startete der Film in den deutschen Kinos.

Bild: BetaCinema

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