Put your heart under your feet… and walk!

Mit einer rätselhaften einstündigen Hinterbühne-Performance eröffneten die Berliner Festspiele ihre Performing Arts Season, eines der neuen Formate, die Matthias Pees ausprobiert.

Der weiße, schwule, jüdische, südafrikanische Performer entwickelte diese Arbeit bereits 2017 für Montpellier Danse und tourte vor den Corona-Lockdowns über diverse Festivals wie ImPulsTanz in Wien. An diesem Wochenende gastiert er erstmals in Deutschland (drei Vorstellungen vom 13.-15. Oktober). Die Arbeit ist als sehr persönliches Trauerritual gedacht, da Cohen seinen langjährigen Lebenspartner Elu verloren hat. Der Titel stammt aus einem Gespräch mit einer Freundin, die ihm diesen Rat mit auf den Weg gegeben hat.

In schillernd-androgynen Kostümen, die vor allem in der zweiten Hälfte mit Schmetterlingsmotiven spielen, und auf überdimensionalen High Heels stakst Cohen über die kleine Bühne, über lange Zeit stumm, selten von melancholischen Songs z.B. von seinem wesentlich bekannteren Namensvetter Leonard Cohen, begleitet.

Als Schockeffekt werden sehr explizite Video-Aufnahmen aus Schlachthöfen eingeblendet: Cohen stakst zwischen den Leichen der Tiere umher, die Gedärme quellen auf den Boden, er watet durch Blutlachen. Eine merkwürdige Parallele versucht Cohen zwischen dem Tod seines Partners und den Kadavern der Tiere, die zur Fleischerzeugung wie am Fließband industriell geschlachtet werden. Die Reihen lichten sich, viele gehen zum Ausgang.

Kurz vor Schluss richtet Cohen ein paar persönliche Worte an sein Publikum, bevor sich seine Schmettterlingsfigur im wabernden Bühnennebel auflöst und bewusst auf den Applaus verzichtet.

Mit dieser kleinen Fingerübung trafen die Berliner Festspiele eine seltsame Wahl zur Eröffnung der Reihe. In den nächsten Monaten werden einige bekannte Künstler folgen, manche erstmals in Berlin, manche bewährte Stammgäste auf den Bühnen der Stadt. Mit diesen Auftritten werden die Berliner Festspiele hoffentlich eine glücklichere Hand haben als mit den „10 Treffen“ im Rahmenprogramm des Theatertreffens vom Mai 2023 und dem aktuellen Gastspiel.

Bild: © Pierre Planchenault

 

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