DogMan

Nach seinen großen Kinohits in den 1980er und 1990er Jahren („Im Rausch der Tiefe“, „Léon – Der Profi“ oder „Das fünfte Element“) war es um Luc Besson still geworden. Mit „DogMan“ wurde der französische Regisseur – sicher begünstigt von den Lücken, die der Streik von Schauspielern und Drehbuchautoren in Hollywood in die Planung der Kuratoren riss – erstmals in den Wettbewerb eines A-Festivals eingeladen.

Mit seinem düsteren Mix aus Action-Thriller und Drag-Coming of Age-Drama gelang ihm dort einer der Überraschungshits dieses Filmjahres. Neben Besson (Regie und Drehbuch) und seinem Kameramann Colin Wandersman, die das Publikum durch diese Tour de Force führen, ist dieser Erfolg vor allem dem Hauptdarsteller Caleb Landry Jones zu verdanken.

Der texanische Schauspieler ist spezialisiert auf gebrochene Figuren und Außenseiter, zuletzt wurde er für den australischen Film „Nitram“, der nur als Video-on-Demand erschien, in Cannes 2021 mit dem Darstellerpreis geehrt. Auch diesmal ist seine Performance preiswürdig, die Jury in Venedig entschied sich jedoch anders.

In den ersten Szenen erleben wir Jones abgehetzt und mit verschmiertem Make-Up am Steuer eines Trucks voller Hunde im Laderaum, als er in eine Polizeikontrolle gerät. Er wird verhaftet und von einer Psychologin verhört: auch sie eine Außenseiterin, eine schwarze Alleinerziehende.

In Rückblenden entfaltet sich das schwierige Leben: vom sadistischen Vater (Clemens Schick) in den Zwinger zu den Kampfhunden gesperrt, konnte er sich nach Jahren der Verwahrlosung befreien. Auch auf seinem späteren Lebensweg im Jugend-Heim oder als Angestellter des bald geschlossenen Tierheims gibt es wenig Lichtblicke.

Diese schönen Momente erlebt Douglas alias DogMan nur bei seinen Bühnen-Shows, wenn er freitags für einen kurzen Moment aus seinem Kellerloch und dem Rollstuhl steigen kann und im Glitzerkleid Songs großer Diven wie Edith Piaf, Marilyn Monroe oder Marlene Dietrich singen darf oder wenn er mit seinen vielen Hunden, die er als seine „Babys“ bezeichnet, zusammen ist.

Trotz aller Tristesse und Gebrochenheit der Hauptfigur hat Bessons „DogMan“ viele tolle, mitreißende Momente: nicht nur die Chanson-Drag-Einlagen, sondern auch die vielen Choreographien, in denen Douglas seine Entourage für Rache-Akte, Raubzüge oder im packenden Showdown als Verteidigungs-Trupp einsetzt.

Der Independent-Verleih Capelight brachte „DogMan“ schon kurz nach der Venedig-Premiere am 12. Oktober 2023 in die deutschen Kinos.

Bild: Shanna Besson/Capelight Pictures

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