El Conde

Trotz Hollywood-Drehbuch- und Autoren-Streiks konnte das Festival in Venedig mit einigen sehenswerten Filmen aufwarten. Dazu zählt auch die Historien-Farce „El Conde“ mit ihrem tiefschwarzen Humor, mit der Pablo Larraín zum dritten Mal in den Wettbewerb dieses A-Festivals eingeladen wurde.

Das Drehbuch, das Larraín gemeinsam mit Guillermo Calderón schrieb, wurde mit einem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Hinter all den Horror- und Splattermotiven und Familien-Intrigen schält sich eine gallige Abrechnung des chilenischen Regisseurs mit Augusto Pinochet heraus, der das südamerikanische Land nach dem Putsch gegen Salvador Allende mit einer Militätdiktatur beherrschte, Gegner brutal foltern ließ und sich Reichtümer auf private Konten überweisen ließ.

In Larraíns Phantasie ist Pinochet (Jaime Vadell) ein untoter Vampir, der schon seit der Französischen Revolution sein Unwesen treibt und auf seinem abgelegenen Landsitz beleidigt vor sich hin brütet, weil ihm sein Volk seiner Meinung nach nicht die angemessene Ehre erweisen. Statt ihm dankbar zu sein, wie gut er das Land gegen „Rote“ und Kommunisten verteidigte, beschimpfen sie ihn als Mörder und Dieb, lamentiert er.

Enttäuscht will er sterben und ruft damit seine fünf Kinder auf den Plan. Gemeinsam mit Pinochets Frau (Gloria Münchmeyer) durchwühlen sie Keller und alte Bücher, um den geheimen Konten auf die Spur zu kommen, auf denen Pinochet das Geld versteckt hat. Ihr Intrigenspiel wird durch Pinochets Butler, einen besonders brutalen Folterschergen, der eine Affäre mit seiner Gattin pflegt und die dubiose Nonne Carmencita (Paula Luchsinger) komplexer.

El Conde. Stella Gonet as Mujer Inglesa in El Conde. Cr. Pablo Larraín / Netflix ©2023

Richtig Fahrt nimmt die Farce auf, als sich eine weitere prominente untote Ex-Politikerin und langjährige Pinochet-Unterstützerin (Stella Gonet) zu erkennen gibt und aktiv in die turbulente Handlung eingreift. Bis dahin beschränkte sie sich auf zynische Kommentare als Erzählerin aus dem Off.

„El Conde“ startete bereits kurz nach der Premiere in Venedig am 15. September 2023 auf Netflix.

Bilder: Pablo Larraín / Netflix ©2023

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