Tótem

In einem filmischen Wimmelbild erzählt Lila Avilés von einer mexikanischen Großfamilie. In hektischer Betriebsamkeit bereiten sie sich auf eine Party vor. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, manches geht schief, z.B. der im Ofen verbrannte Geburtstagskuchen. Ein mystisches Ritual der Geisteraustreibung kollidiert mit einer Therapie-Sitzung des genervten Großvaters. Alles passiert ganz alltäglich parallel, so dass die Familien-Tragikomödie gefällig vor sich hin plätschert.

Die wiederholten Nachfragen des Mädchens Sol (Naíma Sentíes), ob sie ihren Vater sehen darf, der sich dringend ausruhen müsse, wie die Erwachsenen abwehrend beteuern, und das Tuscheln über Chemotherapien machen deutlich, welcher Elefant hier im Raum steht. Sols Vater Tona (Mateo García Elizondo) ist von schwerer Krankheit sichtlich gezeichnet und kann kaum noch aufstehen. Bei der Party, die ihm zu Ehren im Garten stattfindet, erinnern sie sich, was für ein vitaler, attraktiver Mann er vor kurzem wahr. Die Wahrheit, dass dies wohl sein letzter Geburtstag sein wird, spricht niemand aus und möchten alle vor Sol verbergen. Aus den traurigen Blicken der 7jährigen lässt sich aber vermuten, dass ihr das sehr wohl bewusst ist.

„Tótem“ ist der zweite Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Avilés. Überraschend war sie in den Wettbewerb der Berlinale 2023 eingeladen und entzückte manche Kritiker sehr. Wie Patrick Holzapfel in seiner Perlentaucher-Rezension herausarbeitetem fügt sich diese kleine Fingerübung in ihrer Sentimentalität in eine Reihe von Filmen dieses Jahrgangs, die zu sehr auf die Tränendrüse drücken. Auch die Bären-Jury überzeugte „Tótem“ nicht, gewann aber den Preis der Ökumenischen Jury für seine Auseinandersetzung mit den Tod.

Anschließend tingelte „Tótem“ über mehrere kleinere Festivals, wurde u.a. in Durban, Hongkong, Jerusalem und Lima ausgezeichnet und als mexikanischer Beitrag für die Oscar-Verleihung als bester fremdsprachiger Film im kommenden Jahr nominiert. Am 9. November 2023 startete „Tótem“ in den Kinos.

Bild: © Limerencia Films 

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