Cat Person

Ein wilder Ritt über die Genre-Grenzen ist „Cat Person“, der neue Film von Susanna Fogel nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kristen Roupenian, die 2017 im New Yorker Magazine erschien. Die 120 Minuten passen in keine Schublade, man könnte sie am ehesten als Dating-Horror-Tragikomödie beschreiben.

Die Stärke von Vorlage und Film-Adaption ist, dass sie es nie zu einfach machen und sehr ambivalent von Beziehungs-Schieflagen berichten: hier die junge, attraktive Studentin Margot (Emilia Jones), dort der linkisch-verklemmte, mehr als ein Jahrzehnt ältere Robert, der im Chat wunderbar witzig und charmant sein kann, aber dessen sexuelle Erfahrungen sich auf regelmäßigen Porno-Konsum beschränken.

Eine sehr gelunge Idee von Regisseurin Fogel und ihrer Drehbuchautorin Michelle Ashford ist es, dass wir häufig zunächst das Kopfkino von Margot erleben: ihre Sehnsüchte und Projektionen sind wesentliche Triebfedern der Handlung, die in einem missglückten Kuss und einer grauenhaften Sexszene münden, bei der sich Robert unbeholfen zum Orgasmus müht und Margot das Desaster im Dialog mit ihren inneren Stimmen kommentiert. Der eine wähnt sich am Anfang einer glücklichen Beziehung, die andere möchte nie wieder mit ihm zu tun haben und bereut es, aus Mitleid überhaupt so weit gegangen zu sein. Eine Spirale aus Demütigung, Minderwertigkeitskomplexen und Wut nimmt ihren Lauf. Robert, der die SMS über das Ende der Beziehung anfangs recht gefasst aufnahm, entwickelt sich zum Stalker, der im Sekundentakt Fragen und Beschimpfungen abfeuert, die in der Beleidigung von Margot als „Whore“ kulminieren.

Die Vorlage von Roupenian, die auch Titelgeschichte des 2019 erschienen gleichnamigen Bandes ist, endet an dieser Stelle. Der Film spinnt die Konfrontation zu einem furiosen Horror-Thriller mit Showdown weiter.

Nach der Premiere in Sundance im Januar 2023 feierte „Cat Person“ seine Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg im Oktober und startete am 16. November 2023 in den Kinos.

Bild: © Studiocanal

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