In den großformatigen Schlachtenszenen, vor allem bei den von Dariusz Wolski gefilmten Szenen des Siegs von Austerlitz, demonstriert Ridley Scott noch einmal seine Klasse: Wenige Tage vor seinem 86. Geburtstag kommt sein überlanges „Napoleon“-Biopic in die Kinos.
Zwischen diesen kleinen Momenten schleppt sich der Film zweieinhalb Stunden dahin. Seine Hauptfigur bekommt dieser Historien-Blockbuster einfach nicht zu fassen. Joaquin Phoenix, der Experte für die Traumatisierten und Gebrochenen, legt auch den Napoleon schon als jungen Feldherrn als verbitterten Mann an. Wie er mit viel Charisma zum Kaiser aufsteigen und zum Höhepunkt seiner Macht fast ganz Europa unterwerfen konnte, lässt sich in diesem Biopic höchstens erahnen.
Regisseur Scott, Drehbuchautor David Scarpa und Phoenix konzentrieren sich auf die privaten (Melo)-Dramen des Napoleon. Breiten Raum zwischen den Schlachten nimmt die toxische, passiv-aggressive Beziehung zu Joséphine de Beauharnais (Vanessa Kirby) ein. Aber auch hier kratzt das Biopic nur an den Oberflächen und hetzt schnell weiter zur nächsten Station.
Der „Napoleon“ von Ridley Scott ist deshalb eine der Enttäuschungen des Film-Jahres. Nach dem Kinostart am 23. November 2023 startet eine noch längere Fassung demnächst auf der Streaming-Plattform Apple+.
Bild: Sony Pictures